Helene Braun ist angehende Rabbinerin und freut sich auf das Lichterfest. Sie lebt in Berlin. Die Sicherheitsmaßnahmen in ihrem Alltag sorgen für gemischte Gefühle. Angst möchte sie nicht spüren, sie stellt sich ihr.
Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt zünden gerade Abend für Abend eine Kerze an: Sie feiern Chanukka, das achttägige Lichterfest. Dieses Jahr findet Chanukka vom 7. bis 15. Dezember statt. Es ist eine Zeit, auf die sich die angehende Rabbinerin Helene Braun momentan besonders freut.
"Ich bin total glücklich, dass Chanukka wieder losgeht."
Mit Chanukka verbindet sie Ruhe und eine Zeit des Beisammenseins. "Chanukka gehört zwar nicht zu den wichtigen Feiertagen im Judentum, aber es fällt in diese dunkle Jahreszeit, in der sich, glaube ich alle freuen, wenn man einen Grund hat zusammenzukommen", sagt sie.
Gemeinsam essen, singen, feiern
Neben dem täglichen Kerzenzünden wird auch gemeinsam gesungen, es werden Spiele gespielt und vor allem gegessen. An Chanukka sind das fettige Speisen und in Öl Gebackenes oder Gebratenes. Es gibt zum Beispiel Sufganiot, ein rundes Gebäck aus Hefeteig, das mit Marmelade gefüllt sein kann, und Latkes, einen Kartoffelpuffer. "Ich habe eine nicht-jüdische Freundin, die immer vom Frittierfest spricht", erzählt Helene.
Offen jüdisch sein
Die Chanukka-Abende feiern viele Jüdinnen und Juden zu Hause, gemeinsam mit Familie und Freunden. Viele stellen die Chanukkia, den achtarmigen Kerzenleuchter, traditionell auch auf die Fensterbank oder in ihre Hauseingänge. Sie drücken so ihren Glauben und auch ihren Stolz aus, jüdisch zu sein. Es gibt auch an vielen Orten ein öffentliches Kerzenzünden. In einigen deutschen Städten stehen dafür große Chanukka-Leuchter an öffentlichen Plätzen wie vor dem Brandenburger Tor in Berlin oder auch in Leipzig und Karlsruhe.
"Ich glaube, es gibt immer noch sehr viel Angst unter jüdischen Menschen in Deutschland."
Sich sichtbar als jüdische Person zu zeigen, ist für viele Jüdinnen und Juden aktuell aber weiterhin auch mit Angst verbunden, erzählt Helene. Seit dem Großangriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober hat jede dritte jüdische Gemeinde in Deutschland antisemitische Anfeindungen erlebt. So eine aktuelle Umfrage des Zentralrats der Juden.
Auch für Helene gehört Polizeischutz seitdem zu ihrem Uni-Alltag. Sie studiert Rabbinat und jüdische Theologie. An ihrer Uni gibt es deshalb auch eine Synagoge für die Studierenden. "Das gibt einem natürlich auch eher gemischte Gefühle, dass selbst der Ort, an dem man studiert, irgendwie nicht sicher ist", sagt sie. Helene ist allerdings klar: Die Angst wird ihren Alltag nicht bestimmen.
Was Helene gerade Hoffnung macht und was sie sich als Zeichen der Solidarität von Nicht-Jüdinnen und -Juden wünscht, könnt ihr hier hören.