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Auf den Galapagos-Inseln wurden junge Riesenschildkröten aus einer Zuchtstation gestohlen. "Das ist eine mafiös organisierte Kriminalität", sagt Fachtierarzt Michael Bauer. Das illegale Geschäft bringt viel Geld: mindestens 10.000 Euro pro Tier. Für die Arbeit der Zuchtstation ist der Klau ein herber Rückschlag.

Genau 123 junge Riesenschildkröten haben die Diebe mitgenommen. Die Tiere wurden aus einer Aufzuchtstation auf der Isla Isabela geklaut, einer Insel des Galapagos-Archipels.

Schwarzmarkt für bedrohte Tierarten

Die Diebe wussten genau, welche Tiere sie wollten: Sie nahmen Baby-Riesenschildkröten der bedrohten Unterarten Chelonoidis vicina und Chelonoidis guntheri mit. "Das sind rare, extrem spezielle Tiere", sagt der Fachtierarzt Michael Bauer. Er leitet die Auffangstation für Reptilien, ein Münchner Verein, der exotische Haustiere rettet.

Eine Riesenschildkröte hat den Kopf eingezogen und die Augen fast geschlossen.
© Imago | Westend61
Riesenschildkröten wurden lange Zeit als Proviant von Seefahrern mit auf die Schiffe genommen. Nicht nur das hat die Zahl der Schildkröten stark dezimiert.

Vor allem in Südostasien, aber auch in den USA gebe es genug Sammler, die jeden Preis für bestimmte Tiere zahlen, sagt Bauer.

"Es gibt so ziemlich für jedes rares Tier, das sie haben wollen, einen Markt im Darknet."

Das Darknet biete Käufern und Verkäufern illegale Schwarzmärkte im Internet. Es gebe reiche Menschen, die Tiere besitzen wollen, die besonders selten sind, sagt Bauer. Dafür sind sie bereit, viel Geld zu zahlen und den Artenschutz zu ignorieren.

Auf den Galapagos-Inseln bewegt sich eine Riesenschildkröte auf einer Wiese, sie frisst Gras.
© Imago | Danita Delimond
Ein Gigant mit Panzer: Klar, woher die Riesenschildkröte ihren Namen hat.

Die Baby-Riesenschildkröten werden den Dieben pro Tier vermutlich mehr als 10.000 Euro bringen, schätzt Bauer. Die Reptilien müssen zu den Käufern gebracht werden. Dafür braucht es vermutlich falsche Dokumente, um die Schildkröten über Ländergrenzen hinweg zu schmuggeln.

"Der Prestigetrieb Einzelner treibt hier letzten Endes ganze Arten an den Rand des Ruins."

Schon jetzt sind einzelne Unterarten der Riesenschildkröte extrem bedroht. Mit den 123 jungen Riesenschildkröten wurde fast die Hälfte des Bestands in der Zuchtstation geklaut. Der Diebstahl werfe, so Bauer, die Bemühungen der Station um Jahre zurück.

Mehr zum Thema auf Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Bedrohte Arten
123 Baby-Riesenschildkröten geklaut
vom 09. Oktober 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Michael Bauer, Leiter der Auffangstation für Reptilien, München e. V.