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Die "Großmutter Europas" stand knapp 64 Jahre lang an der Spitze des britischen Empires. Ins nach ihr benannte Victorianische Zeitalter fiel ein großer Aufschwung der britischen Wirtschaft – und eine große Ausdehnung der britischen Kolonien.

Victoria stammt aus dem Haus Hannover, deren Sprösslinge seit 1707 auf dem englischen Thron sitzen. Sechs Jahre zuvor hatte das Parlament in London mit dem "Act of Settlement" festgelegt, dass nur noch Protestanten in Großbritannien herrschen dürfen. 1714 stirbt Anne Stuart, die letzte Königin aus der Dynastie der Stuarts, nach zahlreichen Fehl- und Totgeburten kinderlos.

Sophie von der Pfalz, die Cousine von König Jacob II. (1633-1701) und an zweite Steller der Thronfolge, stirbt ebenfalls 1714, kurz vor Anne Stuart. Somit besteigt ihr Sohn, Georg von Hannover, als Georg I. den Thron des englischen Königs. Damit beginnt die Personalunion zwischen dem Königtum Hannover und der britischen Krone – sie wird bis Mitte des 19. Jahrhunderts dauern.

Namensgeberin des Victorianischen Zeitalters

Dem ersten Georg folgen drei weitere Könige gleichen Namens und danach Wilhelm IV. auf den englischen Thron. Als dieser am 20. Juni 1837 kinderlos stirbt, ist die Stunde seiner Nichte, der 18-jährigen Victoria, gekommen. Was zu diesem Zeitpunkt noch niemand weiß: Sie wird für die kommenden knapp 64 Jahre (1837-1901) Regentin des britischen Empires sein und sie wird als erste britische Königin den Titel einer Kaiserin von Indien (Empress of India) tragen. Die Monarchin leitet das nach ihr benannte Victorianische Zeitalter ein. Die Dauer ihrer Herrschaft wird erst 2015 von Königin Elisabeth II. übertroffen.

Victoria hatte zwar wenig Einfluss auf die unmittelbare Politik Englands, aber sie begleitete einen enormen Aufschwung der britischen Wirtschaft durch Ausweitung der Industriellen Revolution und eine Ausdehnung der britischen Kolonien, denen zur Jahrhundertwende mehr als 400 Millionen Menschen in allen Ecken der Erde angehörten.

"Großmutter Europas": Victorias Heiratsmarkt

Ihre große Bedeutung für die englische und europäische Geschichte bezieht Queen Victoria auch durch den – nicht offiziellen – Titel der "Großmutter Europas": In viele Königshäuser vermittelt sie Kinder und Enkel, sie organisiert einen umspannenden Heiratsmarkt und "regiert" so in zahlreiche Königs- und Kaiserhöfe hinein: Ihre Enkel sind der deutsche Kaiser und der russische Zar, die wiederum Cousins des englischen Königs Georgs V. sind.

Das hindert diese im Übrigen nicht daran, im Ersten Weltkrieg als Kriegsherren gegeneinander anzutreten und den europäischen Kontinent in eine Katastrophe zu stürzen, die das gesamte 20. Jahrhundert bestimmte.

Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:

  • Die Historikerin Karina Urbach beschreibt Queen Victoria und ihren Einfluss auf die Politik des britischen Empires
  • Der Historiker Benedikt Stuchtey erläutert einige Stationen des weltumspannenden britischen Weltreichs zur Zeit von Queen Victoria
  • Der Historiker Kevin Lenk ordnet die Bedeutung von Queen Victoria für die englische Geschichte ein
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt den Weg Queen Vitorias auf den Thron in England
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Esther Körfgen führt ein "Interview" mit der Monarchin und befragt sie unter anderem, wie sie auf ihre Rolle als Königin vorbereitet wurde
Shownotes
Bedeutende Herrscherinnen
Queen Victoria und das Victorianische Zeitalter
vom 19. Januar 2024
Moderation: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte