Selber Dinge zusammenbauen oder herstellen, macht Spaß. Das Material dafür kaufen die meisten vorher im Baumarkt ein, das macht oft weniger Spaß. Wie es ist, als Dilettantin behandelt zu werden oder sich mit Sexismus rumzuschlagen, erzählen Taiina und Möbelaktivistin Esther.
Gerade Frauen und weiblich gelesene Menschen werden in Baumärkten behandelt, als hätten sie keine Ahnung. Sie müssen sich oft mit Geschlechterklischees herumschlagen.
Taiina ist mit ihrer Mitbewohnerin zum Baumarkt gefahren, um Material für ein Outdoor-Bett zu kaufen. Balken für den Rahmen waren kein Problem, mit der Platte gab es dann am Holzzuschnitt Schwierigkeiten.
Bevormundung statt Beratung
Dabei weiß Taiina schon, wie die Leute in Baumärkten ticken. Taiina hat mal in einem Baumarkt als Aushilfe gearbeitet und findet, dass die Leute beim Plattenzuschnitt oft genervt sind. Taiina wollte einfach die günstigste Platte, der Baumarktmitarbeiter wollte aber lieber eine hochdichte Faserplatte verkaufen.
"Also günstig gibt es nicht. Das Wort nehmen wir hier nicht in den Mund", musste sich Taiina anhören und wurde von oben herab behandelt, als sei Taiinas Plan komplett hirnrissig. Irgendwann sei der Verkäufer dann damit herausgerückt, dass Taiina die Sperrholzplatte an einer anderen Station im Baumarkt abholen muss.
Auf dem Parkplatz ging es dann weiter: Ein älterer Mann kommentierte, das Material für das Outdoorbett würde nicht so richtig ins Auto passt. Von Bevormundung bis Sexismus wie "na, ihr Hübschen" oder "ich mein es doch nur nett" wäre so ziemlich alles dabei gewesen. Taiina hat das Material eingeladen und ist dann samt Mitbewohnerin nach Haus gefahren. Mit dem Bett ist Taiina heute sehr zufrieden.
Auch Esther baut gerne Sachen selbst oder up-cycelt Sperrmüll. Eigentlich möchte sie am liebsten immer neue Sachen machen. Am Ende, wenn wieder ein neues Stück fertig sei, freue sie sich dann, dass sie etwas geschafft hat. "Das macht mich zu einer unabhängigen Person", sagt sie. Die gelernte Raumausstatterin bezeichnet sich als Quereinsteigerin. Angefangen habe es mit einem selbstgemachten Barbie-Mantel. Da war sie ungefähr neun Jahre alt.
Weil sich ihre Möbel und andere Gegenstände sehen lassen können, werde sie inzwischen auch akzeptiert. Das sei früher anders gewesen. Als sie noch im Set- und Messebau als Projektleiterin gearbeitet hatte, war sie oft die Jüngste. Da sei sie oft auf die Probe gestellt und beäugt worden.
Eine Überraschung für viele Männer
Ihre Einkäufe im Baumarkt würden relativ schnell gehen, erzählt Esther. Sie wisse, was sie dort braucht und sei auf Beratung nicht angewiesen. Beim Thema Farben kenne sie sich dort manchmal besser aus als die Menschen in der Lackabteilung. Esther beschreibt es so: "Ich überrasche viele Männer in dem Bereich."
"Im Baumarkt weiß ich, was ich haben will. Da treffe ich selten auf Klischees, weil ich niemanden fragen muss."
Ihr Papa ist Maschinenschlosser und ihre Mutter ist schon immer kreativ tätig gewesen, sagt Esther. Gerade arbeite sie viel mit Metall. Im Moment sei ihre größte Herausforderung, im Metallbereich wirklich fit zu werden. Sie freut sich, wenn sie in diesen verschiedenen Handwerksbereichen auf Frauen trifft.
"Man muss sich da als Frau durchsetzen, aber es lohnt sich am Ende auch."
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- Taiina Grünzig, Deutschlandfunk-Nova-Reporter*in
- Esther, ist Handwerkerin und bezeichnet sich als Möbelaktivistin