Viele Fledermausarten in Deutschland sind gefährdet. Wie ihr Fledermäuse gut beobachten könnt und was ihr tun müsst, wenn ihr mal eine in Not findet, erklärt Kaija Spruck, die eine Auffangstation für Fledermäuse betreibt.
Manche Menschen gruselt es ja etwas vor Fledermäusen. Dabei sind sie nicht nur sehr niedlich, sondern mit ihren Flug- und Kommunikationsskills auch ziemlich beeindruckend – und nicht zuletzt auch nützlich.
Zum Beispiel für ungestörte Sommerabende: Eine Wasserfledermaus etwa frisst in Höchstzeiten bis zu 4.000 Mücken pro Nacht, sagt Kaija Spruck, die in Marburg eine offizielle Wildtierauffangstation des Landes Hessen für Fledermäuse betreibt.
Spätsommerabende sind perfekt, um Fledermäuse zu beobachten
Jetzt im Spätsommer sind Fledermäuse besonders aktiv. Wenn ihr sie gut beobachten wollt, dann stellt euch bei Einbruch der Dunkelheit an den Waldrand, rät die Fledermausretterin.
Es darf noch nicht ganz dunkel sein, damit ihr die Tiere gegen den Himmel noch erkennen könnt. Jetzt im späten August tauchen die ersten Fledermäuse so gegen halb neun, neun Uhr auf, sagt Kaija. Und dann machen sie sich auf die Suche – nach Mücken eben, aber auch auf kleine Falter machen sie Jagd.
Viele Fledermausarten sind bedroht
Am weitesten verbreitet in Deutschland ist die Zwergfledermaus, erklärt Kaija. Die gibt es fast überall – nicht nur im Wald, auch in Häusern und Gärten. Kinder oder Erwachsenen mit noch sehr guten Ohren können sie manchmal sogar hören. Allerdings nur die Soziallaute, also dieses hohe Zwitschern der Fledermäuse untereinander, sagt die Fledermausretterin. Die Ultraschallrufe, die sie zum Orientieren benutzen, können wir Menschen nicht hören.
Aber nicht alle Fledermausarten sind so häufig wie die Zwergfledermaus. Von den 25 Arten in Deutschland sind laut Nabu mindestens zehn gefährdet. Ende August machen Umweltschützer*innen in ganz Europa deshalb auf Fledermäuse aufmerksam. Bei der sogenannten Batnight, der Internationalen Fledermausnacht (dieses Jahr am 24. und 25. August 2024) gibt es viele Aktionen – unter anderem vom Nabu.
Fledermäusen richtig helfen
Und was tun wenn ich mal eine Fledermaus finde? Wenn das Tier nicht mehr fliegen kann, dann solltet ihr ihm zuerst eine Schale Wasser hinstellen. Wenn sie zu schwach ist, um an die Schale zu kommen, dann könnt ihr ein Wattestäbchen mit Wasser tränken und der Fledermaus ans Maul führen, erklärt Kaija.
Bei Futter ist allerdings Vorsicht geboten. Was Deutschlandfunk-Nova-Moderator Ralph Günther mal gemacht hat, nämlich mit einer entkräfteten Fledermaus hilfsbereit seinen Dosen-Thunfisch zu teilen, soll man nicht tun, sagt Kaija Spruck. Fledermäuse fressen nämlich eigentlich nur lebende Insekten.
Wenn das Tier wieder fit ist, dann könnt ihr es freilassen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die meisten Arten nicht vom Boden aus starten können, sie brauchen eine Abflughöhe von ein paar Metern. Ihr könnt das Tier zum Beispiel mit einem Handtuch aufheben und das Tuch dann im ersten Stock zum Beispiel aus dem Fenster hängen, sodass die Fledermaus von dort aus starten kann, erklärt die Tierschützerin.
Auf keinen Fall solltet ihr die Tiere aber in der Sonne platzieren – entweder hängt ihr das Tuch in den Schatten oder ihr lasst das Tier erst abends frei. Und Vorsicht: Fledermäuse beziehungsweise generell Tiere in Angst beißen auch gerne mal zu!
Im Zweifel an Expert*innen wenden
Und falls das Tier noch zu klein zum Fliegen ist oder nicht wieder fit wird? Dann ruft in jedem Fall einen Tierarzt oder eine Tierärztin an oder kontaktiert den Naturschutzbund, der dann den nächsten oder die nächste Fledermausexpert*in informiert. Die sagen euch dann, was zu tun ist.
Und noch ein Tipp: Wenn ihr euch unsicher seid oder ihr einfach nur Fragen zu Fledermäusen habt, könnt ihr auch beim Fledermaustelefon des Nabu anrufen.