Zu volle Züge - das war schon vor der Corona-Pandemie unangenehm. Und jetzt, im Corona-Sommer, würden wir darauf auch gerne verzichten. Doch Social Distancing im Zug ist trotz Bahn-App und Maskenpflicht nicht immer leicht einzuhalten, sagt unsere Reporterin.
An vielen deutschen Bahnhöfen machen große, rote Schilder schon am Eingang deutlich: Ab hier bitte einen Mund-Nasen-Schutz tragen und auf den Sicherheitsabstand achten. Für die Zugfahrt gelten also die selben Sicherheitsmaßnahmen wie etwa im Bus oder im Geschäft.
Doch bei einer Fahrt im Fernverkehr sitzen Menschen in der Regel für längere Zeit auf begrenztem Raum zusammen. Wie funktioniert kontaktfreies Bahnfahren dann?
Sicherheitsregeln selbst auf dem Schirm haben
Die Deutsche Bahn setzt vor allem auf die Eigenverantwortung der Reisenden. Angefangen beim Ticketkauf: Per Bahn-App, dem Navigator, können sie nicht nur ihr Zugticket kaufen, sie sehen auch, ob ihr ICE oder IC voraussichtlich zu mehr als 50 Prozent ausgelastet sein wird.
Vor der Coronavirus-Pandemie hat die Bahn ihre Kundinnen und Kunden so schon vor überbuchten Zugverbindungen im Fernverkehr gewarnt. "Jetzt zeigt die App an, wenn der Zug wahrscheinlich zu mehr als 50 Prozent ausgelastet sein wird", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs.
Auslastung nur schätzungsweise
Das Problem: Die Anzeige basiert auf Prognosen der Bahn. Kundinnen und Kunden mit einem flexiblen Ticket können bei einer einfachen Fahrt innerhalb von zwei Tagen jeden Zug wählen, der ihre gebuchte Strecke fährt. Niemand weiß also genau, wie viele Personen im Zug sitzen werden.
"Deshalb kommt es eben doch häufiger vor, dass Züge mit über 50 Prozent Auslastung fahren", so unsere Reporterin. Eine Garantie für einen nur halbvollen Zug gibt es also nicht.
"Die Bahn kann ja nachschauen, wie viele Leute mit Sparpreis oder Supersparpreis diesen Zug gebucht haben, aber sie weiß natürlich nicht, wie viele Leute mit flexiblen Tickets noch dazu kommen."
Pendler mit einem Bahn-Abo könnten auf einigen Stecken immer noch dazu kommen, sagt Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Dann könne es auch mal voller werden: "Die Leute wollen einfach nach Hause oder zur Arbeit. Sie fahren eben nicht einen halben Tag früher, nur weil der Zug dann leerer ist", sagt er.
Verkaufsstopp bei zugebundenen Tickets
Für Tickets, die an eine bestimmte Fahrt mit dem ICE oder IC gekoppelt sind, greift hingegen ein Verkaufsstopp. Vor der Coronavirus-Pandemie beendete die Bahn den Ticketverkauf bei einer annähernden Auslastung von hundert Prozent. Seit dem Einführen der Sicherheitsmaßnahmen soll der Ticketverkauf früher gestoppt werden, sagt unsere Reporterin. Wann das passiert, sei aber unklar.
Eigenverantwortung erwünscht
Hier kommt also die Eigenverantwortung der Reisenden ins Spiel. Dementsprechend weist die Bahn die Reisenden auf ihrer Website dazu an, bestmöglich Abstand zu halten.
Und an die Maskenpflicht wird mit regelmäßigen Durchsagen erinnert: "Und denken Sie bitte daran: Es gilt auf der gesamten Fahrt die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen."
"Die Seifenspender sind voll"
Unsere Reporterin Grit ist in den vergangenen Wochen mehrmals mit dem Zug gereist und hat sich im ICE sicher gefühlt, sagt sie. "Mir ist aufgefallen, dass die Züge wirklich sauberer sind als vor Corona. Es wird häufiger geputzt und die Seifenspender sind gerade immer voll." Auch Platz hatte sie während ihrer Reise ausreichend.
Für Reisen im Fernverkehr empfiehlt sie das Übliche: Stoßzeiten meiden und einen Sitz am Zuganfang oder -ende buchen, denn der Mittelteil der Züge sei meist voller als der Rest.