Auf manchen Bahnstrecken sind Sitzplätze zur Luxusware geworden. Warum bloß? Und muss das wirklich sein?

Gerade auf Strecken wie München-Hamburg oder Köln-Berlin sind die Züge oft rammelvoll. Manchmal sogar so voll, dass ein Teil der Leute gebeten wird, wieder auszusteigen.

Das Problem: Ein ICE hat ungefähr 440 Sitzplätze und darf maximal doppelt so viele Menschen mitnehmen. "Das heißt, wenn der mit 880 Leuten belegt ist, ist Schluss. Das ist dann auch in etwa der Zustand, wo das Personal nicht mehr durchkommt," sagt Lukas Iffländer, der stellvertretende Bundesvorsitzende beim Fahrgastverband ProBahn. Bei so einer Überbelegung ist es natürlich auch nicht mehr möglich, den Zug - im Fall eines Unfalls oder bei einem Brand - schnell zu evakuieren.

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Wenn ein ICE jetzt überfüllt ist, dann muss die Bahn einen Teil der Leute wieder rausbekommen. Und das ist gar nicht so einfach. Achim Strauß, Pressesprecher der Deutschen Bahn sagt: "Wenn ein Zug mit mehr als 200 Prozent besetzt ist, dann bitten wir Reisende auszusteigen und versüßen das auch mit einem Reisegutschein im Wert von 25 Euro. In aller Regel klappt das dann auch." Manchmal aber sind diese 25 Euro einfach nicht genug, zum Beispiel dann, wenn die Leute einen wichtigen Termin haben oder am Abend noch pünktlich auf ein Konzert gehen wollen.

"Wenn es gar nicht geht, dann müssen wir allerdings die Hilfe der Bundespolizei in Anspruch nehmen. Denn im Interesse der Reisenden müssen wir den Zug möglichst bald wieder in Bewegung setzen."
Achim Strauß, Pressesprecher der Deutschen Bahn

Wie es dann weitergeht, hängt von der jeweiligen Bundespolizei ab. Manchmal müssen alle Stehenden den Zug verlassen und manchmal so viele Personen, bis die Anzahl der Fahrgäste wieder das erlaubte Maß erreicht hat.

"Die Leute sitzen lieber in einem abgeranzten Intercity mit Material aus den 60er Jahren, als dass sie stehen müssen."
Lukas Iffländer, Fahrgastverband ProBahn

Lukas Iffländer weiß, dass die Reisenden manchmal lieber in einem alten Zug sitzen würden, anstatt in einem völlig überfüllten neuen: "Aber da ist halt auch in der Ära Mehdorn extrem viel verschrottet worden, was jetzt fehlt, um die Zusatzkapazitäten bereitzustellen." Das heißt: Die einzige Möglichkeit für Bahnkunden, um auf Nummer sicher zu gehen, ist: Tatsächlich in den sauren Apfel zu beißen und vorher zu reservieren.

Shownotes
Bahnfahren
Wenn der Zug zu voll ist
vom 07. November 2017
Autor: 
Martin Krinner, Deutschlandfunk Nova
Moderatorin: 
Sonja Meschkat