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Seit 50 Jahren gibt es das Bafög in Deutschland - und damit finanzielle Unterstützung für Studierende, Schülerinnen und Schüler und Auszubildende. Doch die Beantragung ist kompliziert. Deshalb fordert ein Bündnis aus Studierenden und Jugendorganisationen: Eine Reform muss her.

Schule, Studium und Ausbildung sollen für alle möglich sein. Deshalb gibt es für Menschen, denen die finanziellen Mittel dafür fehlen, Unterstützung vom Staat: Das Bafög macht es möglich. Kritik gibt es aber bei der Beantragung, denn die ist kompliziert. Außerdem muss die Hälfte der Gelder beim Bafög für das Studium zurückgezahlt werden.

"Das Bafög war bei seiner Einführung eine bahnbrechende Innovation - das bleibt ein Grund zu feiern."
Jonathan Dreusch, Vorstandsmitglied von Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften

Der Freie Zusammenschluss von Student*innenschaften fordert deshalb zusammen mit anderen Jugendorganisationen eine Reform des Gesetzes. Sie finden, dass das Bafög eine Errungenschaft, aber ausbaufähig ist.

Immer weniger Studierende beantragen Bafög

Jonathan Dreusch ist Vorstandsmitglied des Zusammenschlusses und er meint: Es muss einen Grund geben, warum nur noch 11 Prozent aller Studierenden die Unterstützung beantragen - aber gleichzeitig zwei Drittel von ihnen einen Nebenjob haben. Das zeige, dass es eigentlich einen Bedarf gäbe.

Auch das Kölner Studierendenwerk schätzt, dass ungefähr doppelt so viele der Kölner Studierenden Bafög beantragen könnten. Jonathan Dreusch glaubt nicht, dass sie nur zu faul sind, den Antrag auszufüllen.

"Das Problem sind ein Teil der Regelungen: Die Beantragung ist kompliziert, die Hälfte muss zurückgezahlt werden und vor allem ist der Antrag von der Kooperation der Eltern abhängig."
Jonathan Dreusch, Vorstandsmitglied von Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften

Er meint, das Problem liege weniger auf Seiten der Studierenden, sondern auch an den oft unattraktiven Regelungen des Bafögs. Besonders kritisch: Für den Antrag müssen die Eltern ihre Finanzen offenlegen - dazu seien aber viele nicht bereit.

Der einzige Ausweg sei dann eine Klage gegen die eigenen Eltern. Das führe am Ende dazu, dass viele Bafög-Berechtigte am Ende keinen Antrag stellen und keine Unterstützung erhalten.

Weg von der Familienabhängigkeit

Deshalb fordert der Zusammenschluss der Student*innenschaften, dass ein Antrag nicht mehr von den familiären Verhältnissen abhängt. Das würde auch die Antragstellung erheblich erleichtern.

"Einen Antrag auszufüllen ist natürlich grundsätzlich zumutbar. Aber die Frage ist: Wie ist dieser Antrag aufgebaut?"
Jonathan Dreusch, Vorstandsmitglied von Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften

Jonathan Dreusch findet auch: Aktuell sind viele der Regelungen relativ undurchsichtig. Das ließe sich auch daran sehen, dass es bereits ein breites Angebot an Unternehmen gebe, die bei der Beantragung helfen - gegen eine Geldleistung. Das könne aber nicht Sinn des Gesetzes sein. Der Staat müsse deshalb Hürden abbauen.

Darlehen ist oft Hindernis

Der Bafög-Höchstsatz beträgt derzeit 861 Euro pro Monat. Die Hälfte der gesamten Bafög-Leistungen muss bei Studierenden nach ihrem Abschluss zurückgezahlt werden und ist deshalb wie ein zinsloses Darlehen. Auch das sei ein Grund, warum sich viele Berechtigte gegen die staatliche Unterstützung entscheiden, meint Jonathan Dreusch. Gerade Menschen aus ärmeren Verhältnissen hätten die Sorge, diese Schulden später nicht zurückzahlen zu können.

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Bundesausbildungsförderungsgesetz
Studierende fordern weniger Hürden beim Bafög-Antrag
vom 29. April 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Jonathan Dreusch, Vorstandsmitglied im freien Zusammenschluss der StudentInnenschaften