Ob beim Paketaufmachen oder Kochen – schneiden tun wir uns alle mal. Aber sollten wir die Wunde immer desinfizieren? Ist ein Pflaster immer besser, als die Wunde an der Luft heilen zu lassen? Und wann sollten wir zum Arzt oder in die Notaufnahme?

Wer frisch kochen will, kommt ums Schnippeln nicht herum. Ob gewürfelt, in Streifen oder einfach nur geschält – ein gutes, will heißen: scharfes Messer ist da schon sehr nützlich. Doch leider schneidet so ein scharfes Messer nicht nur prima Gemüse, Tofu und Fleisch, sondern unter Umständen auch mal den eigenen Finger.

Hauptsache: Wunden vor Verschmutzung schützen

Doch was sollten wir machen, wenn wir uns geschnitten haben? Deutschlandfunk-Nova-Wissensreporterin Julia Demann hat dazu recherchiert. Sie sagt: Der erste Schritt sollte immer darin bestehen, die Wunde zu reinigen. Bei kleineren Schnitten reicht Leitungswasser. Das bestätigt Joachim Dissemond von der Uniklinik Essen.

Er verweist auf eine Analyse mehrerer Studien, die gezeigt hat: Leitungswasser ist zur Wundsäuberung nicht schlechter geeignet als steriles Wasser oder spezielle Lösungen. Das liege daran, dass sich auf der Haut immer auch Keime befinden. Gelangen sie in die Wunde, kommt der Körper damit klar.

"Nur wenn die Wunde arg verdreckt ist, sollten wir Desinfektionsmittel verwenden. Ansonsten reicht Leitungswasser."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Wissensreporterin

Anders hingegen sieht es bei Wunden nach beispielsweise einem Fahrradunfall aus. "Ziehen wir uns eine Schürfwunde auf dem Asphalt zu, sollten wir Desinfektionsmittel verwenden", sagt Julia Demann. So können wir verhindern, dass sich die Wunde durch den Dreck infiziert.

Eher Pflaster statt offen lassen

Wurde die Wunde gereinigt, stellt sich die Frage: Pflaster drauf oder besser an der Luft trocknen lassen? Julia Demann sagt: Pflaster drauf. "Alleine schon, damit kein Dreck in die Wunde kommt." Außerdem bleibe die Wunde durch das Wundsekret feucht, was zur Heilung beitrage.

Machen wir dagegen kein Pflaster drauf, bildet sich schnell Schorf. Der verlangsamt die Heilung etwas, außerdem können Narben zurückbleiben. Das gilt aber vor allem für größere Wunden, betont Julia Demann.

Wenn wir die Blutung nicht stoppen können...

Ernster wird es hingegen, wenn die Wunde blutet. Zunächst einmal sollten wir versuchen, mit einem Pflaster oder einer Kompresse auf die Wunde zu drücken, sagt Julia Demann. Blutet es weiter, sei das ein Fall für den Arzt.

Die Deutschlandfunk-Nova-Reporterin berichtet von ihrer eigenen Erfahrung: "Ich hatte mir an einem Freitagabend ein Stück Haut von der Fingerkuppe abgeschnitten." Die Hausarztpraxis hatte da schon längst zu, also blieb Julia nur noch die Notaufnahme. "Auch wenn es mir total übertrieben vorkam", erzählt sie.

Wann Arzt oder Notaufnahme eine gute Idee sind

Tatsächlich war es aber die richtige Entscheidung. Die Ärztin hat Julia eine spezielle medizinischen Folie draufgemacht, die die Wunde feucht gehalten und dafür gesorgt hat, dass sich das Gewebe neu bilden konnte.

Wenn es also nicht mit einem Pflaster oder einem kleineren Verband getan ist, dürfen und sollten wir also zum Arzt beziehungsweise zur Ärztin gehen.

Und noch in einem weiteren Fall sollten wir einen Profi draufschauen lassen, sagt Julia: "Wenn wir von einem Tier gebissen worden sind." Denn dann sei es mit einem Pflaster wirklich nicht getan.

Shownotes
Autsch
Schnittverletzungen zu Hause selbst versorgen
vom 24. März 2025
Moderation: 
Markus Dichmann
Gesprächspartnerin: 
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Wissensredaktion