Seit dem Dieselskandal von Volkswagen im Jahr 2015 hat sich in Deutschland in Bezug auf Elektromobilität viel getan. Um weiterhin auf dem internationalen Markt mithalten zu können, muss sich aber noch mehr tun.
Die deutsche Automobilindustrie steht in Sachen Elektromobilität international besser da, als man denkt, sagt Christoph Rauwald, Auto-Experte bei der Nachrichtenagentur Bloomberg. Denn seit dem Dieselskandal hat sich viel bewegt. Vor allem Volkswagen hat mittlerweile als erster Massenhersteller weltweit eine eigene Technik für reine Elektroautos entwickelt. Zudem hat der Autohersteller im vergangenen Jahr nicht nur in Europa mehr Elektroautos als der US-Konzern Tesla verkauft, sondern holt auch weltweit auf.
"Die deutsche Autoindustrie ist bei Elektroautos vielleicht sogar etwas besser im globalen Rennen aufgestellt, als es oft den Anschein hat."
Auch die Autohersteller BMW und Mercedes, die bisher hauptsächlich auf Hybrid-Fahrzeuge, also auf eine Mischung aus Elektro- und Verbrennermotor, gesetzt haben, holen auf. Mercedes plant beispielsweise eine Reihe reiner E-Fahrzeuge. Es hat sich also vor allem durch die staatlichen Kaufanreize viel getan auf dem Markt der Elektroautos. Dennoch habe Deutschland keine Zeit zu verlieren, sagt Christoph Rauwald, denn die Konkurrenz schläft nicht.
Tesla führt noch weltweit, Toyota ist im Kommen
Unumstritten führe immer noch Tesla den weltweiten Markt der Elektroautos an. Vergangenes Jahr hat der Konzern eine halbe Million Fahrzeuge weltweit verkauft, dieses Jahr kommt mit Brandenburg die erste Fabrik Europas dazu, gleichzeitig wird in China eine weitere Fabrik starten. In Texas ist ebenfalls ein neues Werk geplant.
"Bei Elektroautos führt derzeit noch ganz klar, das ist unumstritten, Tesla."
Zwar gibt es bei der Verarbeitungsqualität der Tesla-Fahrzeuge vor allem in Ingenieurskreisen noch viele Kritiker, dafür sei Tesla aber was die Software- und Batterietechnik angehe, ganz klar führend, davon ist Christoph Rauwald überzeugt.
Auch Toyota, der weltweit größte Autohersteller, stellt zunehmend die Produktion von Hybrid-Fahrzeugen auf eine Produktion von reinen Elektroautos um. Perspektivisch ist Toyota auch bei der Wasserstoff-Entwicklung sehr weit vorne mit dabei.
Deutschland muss aufholen
Trotz der Fortschritte der letzten Jahre habe Deutschland nur wenig Zeit zu verlieren. Deswegen sei es wichtig, dass die deutschen Hersteller neue und vor allem bessere Modelle auf den Markt bringen, sagt Christoph Rauwald. Die bisherigen seien eher Kompromisslösungen gewesen, die noch auf Technologien aus der Verbrennermotor-Welt basierten.
Volkswagen und Mercedes planen für dieses Jahr noch mit zwei neue E-Modellen an den Markt zu gehen, die zeigen sollen, dass auch Deutschland international mithalten kann. Die größte Schwachstelle bei der Herstellung sieht Christoph Rauwald noch bei der Software- und Batterietechnik.
Ladeinfrastruktur und Erneuerbare Energien
Weitere Schwachstellen, die nicht nur Deutschland, sondern viele Länder in Europa betreffen, ist die Ladeinfrastruktur. Diese müsse noch deutlich und vor allem schnell ausgebaut werden, damit die Kunden auch ohne staatliche Anreize E-Autos kauften. In Europa sind gerade mal Norwegen oder die Niederlande einen Schritt voraus.
"Ganz wichtig ist der Faktor Ladeinfrastruktur. Der Ausbau in Deutschland ist bislang viel zu langsam."
Außerdem braucht es in Hinblick auf den Klimawandel mehr erneuerbare Energien. Denn wenn wir in Deutschland Millionen Elektroautos mit Strom aus Kohleenergie aufladen, wird der CO2-Ausstoß deutlich zunehmen, sagt Christoph Rauwald voraus - eine eher kontraproduktive Folge. Das zu ändern, sei aber vor allem die Aufgabe der Energieunternehmen und der Politik.