Eliza hat keinen Führerschein und will den Lappen auch nicht mehr machen: Sie hat Angst vor dem Autofahren. Das Lenkrad fest umklammern, schneller Herzschlag, ein ungutes Gefühl am Steuer – Carolin Fischer ist Psychotherapeutin und hat zu dem Thema promoviert.
Zweimal schon hat Eliza versucht, den Führerschein zu machen, um es wenigstens probiert zu haben und mitreden zu können, sagt sie. Heute weiß die 30-Jährige: Das Thema ist durch.
Zu große Angst vor schlimmen Unfällen
Zum einen habe sie viel zu große Angst, im Straßenverkehr durch eigenes Verschulden anderen Menschen zu schaden, aber auch selbst Unfallopfer zu werden – etwa durch Verkehrsrowdys oder Betrunkene am Steuer.
"Ich habe große Angst, selber Fehler zu machen und dadurch anderen zu schaden. Aber auch, dass mir jemand durch Alkohol am Steuer und zu schnelles Fahren schadet."
Damals in der Fahrschule habe sie Panik am Steuer und Blockaden gehabt. Das gute Zureden aus ihrem Umfeld und von ihrem Fahrlehrer hätten da wenig geholfen.
Es geht auch ohne Führerschein
Die junge Mutter weiß die Vorzüge des Führerscheins zu schätzen und würde auch gerne mit ihrem Kind überall hinfahren können. Mit Mitte 20 wurde Eliza jedoch auf einem Auge blind, ihre Sicht ist seitdem stark eingeschränkt.
Theoretisch wäre es trotzdem möglich, den Führerschein zu machen, aber für sie sei das ein großer Unsicherheitsfaktor mehr. Auch ohne Führerschein komme sie gut im Leben zurecht.
Angstsymptome wie Herzrasen, Engegefühl, Schweißausbruch
Die Psychotherapeutin Carolin Fischer hat an der Universitätsambulanz in Landau Studien zur Autofahr-Angstbehandlung durchgeführt. "Vom Alter her ist das komplett durchmischt", sagt sie – von Führerschein-Anfängern bis hin zu fast 80-jährigen Menschen. Gemeldet hätten sich häufiger weibliche Personen, was aber nicht heiße, dass Männer nicht betroffen seien. Sie gehen vielleicht nicht so offen mit ihrer Angst um, vermutet Christine.
Viele Menschen berichten von Angst- oder Paniksymptomen in bestimmten Fahrsituationen, so die Therapeutin. Das sei dann die Autobahnauffahrt, das Überholen oder das Fahren im Dunkeln zum Beispiel. Typisch seien dann starkes Herzrasen, Schwitzen, ein Engegefühl in der Brust oder weiche Knie. Für die Betroffenen sei das furchtbar unangenehm.
"Die meisten Menschen berichten, dass sie Panikattacken am Steuer hauptsächlich in bestimmten Fahrsituationen erleben wie die Autobahnauffahrt, das Fahren im Dunkeln oder beim Überholen."
Aber warum ist das so? Manche Patientinnen und Patienten hätten schon Autounfälle erlebt. Andere dagegen hätten aus heiterem Himmel Panikattacken am Steuer bekommen, so wie es Menschen auch in anderen Alltagssituationen passieren könne.
Zusätzliche Fahrstunden können helfen
Wer sich nicht mehr hinter das Steuer traue, weil die Angst und der Leidensdruck zu groß sei, der- oder demjenigen könne es helfen, noch mal Fahrstunden zu nehmen. "Um einfach erst mal einzuschätzen, ob die Kompetenz an sich noch da ist, ob man noch alle Handlungsabläufe gut beherrscht", sagt die Therapeutin.
"Fahrstunden nehmen, finde ich auch eine ganz gute Idee, um einfach erst mal einzuschätzen, ob die Kompetenz an sich noch da ist, ob man noch alle Handlungsabläufe gut beherrscht."
Eine weitere Möglichkeit sei ein therapeutisches Gespräch, um herauszufinden, ob die Angst pathologisch ist. In Kooperation mit Fahrschulen, dem langsamen Heranführen an angstbesetzte Situationen und mit viel Übung, könne es gelingen, die Angst wieder in den Griff zu bekommen.
Auch wenn die Angst vielleicht nicht ganz verschwindet – die praktische Erfahrung habe gezeigt, dass den meisten Menschen so weit geholfen werden konnte, dass sie zumindest wieder gut und sicher Auto fahren konnten.
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- Eliza-Marie hat Angst vorm Autofahren
- Psychotherapeutin Carolin Fischer unterstützt Menschen, ihre Angst vorm Autofahren zu überwinden