In Frankreich wollen Forschende testen, ob Nikotinpflaster gegen den Erreger helfen und in den USA hat Präsident Donald Trump vorgeschlagen, dass doch überprüft werden solle, ob Desinfektionsmittel nicht auch gespritzt gegen das Corona-Virus hilft. Info vorab: Auf gar keinen Fall Desinfektionsmittel spritzen.
Das Corona-Virus hält Politik, Gesundheitswesen und Wirtschaft in Atem. Alle wollen das Virus so schnell wie möglich in den Griff bekommen. Und so kommt es auch zu absurden Vorschlägen.
"Auch, wenn manche Desinfektionsmittel äußerlich Corona-Viren innerhalb von einer Minute zerstören, ist dringend davon abzuraten, sie zu spritzen. Die Chemikalien darin reizen unter anderem die Venen. Das ist gefährlich und wer das macht, ist ein Fall für's Krankenhaus."
So etwa Donald Trumps neuester Vorschlag zu prüfen, ob man Desinfektionsmittel nicht auch spritzen könnte. Das ist nicht nur absurd, sondern auch gefährlich. Denn die enthaltenen Chemikalien reizen unter anderem die Venen, erklärt Anne Preger von den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten. Das gilt sowohl für Desinfektionsmittel auf Chlorbasis als auch für Mittel auf Alkoholbasis, die Ethanol oder Iso-Propanol enthalten.
Weder inhalieren noch Alkohol gurgeln
Ähnlich wie spritzen, sollte Desinfektionsmittel auch auf keinen Fall inhaliert werden. Denn dadurch werden die Atemwege gereizt und unter anderem die Schleimhäute beschädigt. Im Fall von chlorhaltigen Mitteln könnte im Zweifel auch Chlorgas mit eingeatmet werden, erklärt Anne Preger. Das wurde im ersten Weltkrieg als Giftgas eingesetzt und kann zu einem tödlichen Lungenödem führen.
"Gurgeln mit hochprozentigem Rum oder Vodka hilft nicht. Man erreicht damit nicht den Teil des Rachens, wo die Viren sind."
Doch auch Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis sollten nicht inhaliert, getrunken oder gegurgelt werden. Diese bestehen zu mindestens 60 bis 70 Prozent aus Alkohol – oder noch giftigeren Iso-Propanol. Übrigens: Auch das Gurgeln mit Hochprozentigem, der zum Trinken gedacht ist, hilft nicht, denn damit erreicht man nicht den Teil des Rachens, wo die Viren stecken, erklärt Anne Preger. Im Gegenteil: Alkoholkonsum schwächt den Körper und ist daher kontraproduktiv.
Nikotinpflaster im Kampf gegen Corona
Aus Frankreich kommt ein weiterer Vorschlag - diesmal von Forschenden. Diese wollen Nikotinpflaster gegen das Corona-Virus testen. Ungefährlich ist das aber nicht, sagt Anne Preger.
Die Forschenden kamen durch eine Umfrage unter 480 Covid-19-Patienten auf die Idee. Ergebnis: Unter ihnen waren im Durchschnitt weniger Raucher als unter der normalen Bevölkerung im gleichen Alter.
Datenlage dürftig
Das ist eine ziemlich dürftige Datengrundlage, sagt Anne Prager. Trotzdem schließen die Forschenden daraus, dass Raucher weniger wahrscheinlich angesteckt werden, erklärt Anne Preger. Sie vermuten, dass das am Nikotin und seiner Wirkung auf Körperzellen liegen könnte. Doch bewiesen ist das nicht. Unter anderem könnte bei Rauchern die Dunkelziffer für Coronainfizierung viel höher liegen. Denn: Raucherinnen und Raucher merken vielleicht wegen Raucherhusten gar nicht, dass sie infiziert sind, und tauchen nicht in der Statistik auf.
"Auch die Forschenden sagen, man soll auf keinen Fall mit dem Rauchen anfangen. Hier in Deutschland zählt das Robert-Koch-Institut Raucher sogar zur Risikogruppe."
Mit dem Rauchen anzufangen, bleibt auch in Corona-Zeiten eine eher schlechte Idee. Denn es kann neben Krebs, Lungenkrankheiten, Diabetes und Herzkreislaufbeschwerden verursachen, sagt Anne Preger.
In Deutschland zählt das Robert-Koch-Institut deswegen Raucher zur Risikogruppe – für sie steigt das Risiko, schwerer zu erkranken. Die Studie eines US-Forschungsteams zeigt außerdem, dass Nikotin die Infektion mit dem Erreger sogar begünstigen könnte, erzählt Anne Preger. Also alles in allem keine gute Grundlage, um die Hoffnung auf Nikotinpflaster zu setzen.