Der Kenianer Julius Yego hat bei den Leichtathletik Weltmeisterschaften in Peking 2015 die Goldmedaille im Speerwerfen geholt. So weit so gut. Gelernt hat er das Speerwerfen aber nicht etwa in einem Leichtathletik-Zentrum, sondern im Internet. Daher kommt auch sein Spitzname "The Youtube Athlete".

Dass sich ein Athlet alleine aus Videos derart komplexe Bewegungsabläufe draufschaffen kann, ist eine absolute Ausnahme. Aber im Grundsatz können wir das alle. Wir kommen mit der Fähigkeit durch Beobachtung und Nachahmen zu lernen auf die Welt.

Verantwortlich dafür sind die sogenannten Spiegelneuronen. Wenn wir jemanden beobachten, der nach einem Stock greift und wir stellen uns vor, wir würden gerne dasselbe tun, dann feuern die gleichen Neuronen, wie bei demjenigen, der tatsächlich nach dem Stock greift.

"Letztlich kann ich über die Beobachtung einer Handlung einer anderen Person meine Nervenzellen aktivieren. Das heißt, dass meine Zellen genau so aktiv sind, als würde ich die Handlung selber ausführen."
Neuropsychologin Iris-Katharina Penner erklärt die Funktion der Spiegelneuronen

Motivation und Wahrnehmung

Beobachten alleine reicht allerdings nicht. Wir brauchen zusätzlich die Motivation, die Bewegung auch ausführen zu wollen. Und natürlich die Motivation immer und immer wieder zu üben. Je komplexer die Bewegungsabläufe dann werden, desto anstrengender wird das für unser Gehirn. Und desto intensiver müssen wir auch unsere Wahrnehmung schulen. Bis wir auch das kleinste Detail erfassen und nachahmen können.

Das Gemeine an der Sache: Sobald wir aus dem Alter raus sind, in dem wir alles einfach nachahmen, beginnen wir, die Fähigkeit zu verlieren. Damit sie erhalten bleibt, müssen wir sie regelmäßig nutzen und trainieren. Menschen, die das gemacht haben, gelingt es auch später besser, sich selber etwas beizubringen.

Shownotes
Autodidakten
Das Geheimnis der Spiegelneuronen
vom 08. September 2015
Moderation: 
Kaline Thyroff
Gesprächspartnerin: 
Ines-Katharina Penner, Neuropsychologin