Portugal wurde schwer von der Finanzkrise getroffen. Viele, vor allem junge Portugiesen, sind daraufhin ausgewandert. Innerhalb von nur fünf Jahren hat jeder fünfte Portugiese die Heimat verlassen. Portugal hat sich mittlerweile wirtschaftlich etwas erholt und bietet Steuervorteile für Nachwuchskräfte, die bereit sind zurückzukehren.
Rund 150.000 Portugiesen leben inzwischen in Deutschland, viele von ihnen in Berlin. Goncalo Azenha ist einer von ihnen. Mit 28 Jahren hat er vor vier Jahren sein Heimatland verlassen. Davor hatte er einen Master in Finanzmanagement abgeschlossen und einen Job in einer großen portugiesischen Bank angefangen. Er hatte also Arbeit und es ging ihm im Vergleich zu anderen Portugiesen ganz gut. Im europäischen Vergleich hat Goncalo aber eher schlecht verdient. Als er von einem Job-Recruiter kontaktiert wurde, der ihm eine Stelle bei der Deutschen Bank in Berlin anbot, konnte er das Angebot nicht ablehnen. Der Deal: Goncalo sollte mehr oder weniger den gleichen Job machen, aber das Zweieinhalbfache mehr verdienen.
"In the end I was doing the same job, but earning now 2.5 times more here. That's quite a difference. And in terms of cost of living, Berlin is not much more expensive than Lisbon."
Die portugiesische Regierung bietet im Ausland lebenden Portugiesen inzwischen finanzielle Erleichterungen an, damit die ausgewanderten Nachwuchskräfte wieder zurückkehren. Wenn Goncalo nach Portugal zurückkommen würde, müsste er die ersten zwei Jahre nur die Hälfte der Einkommenssteuer bezahlen. Außerdem würde er noch 2600 Euro für seinen Umzug erhalten. Weil er aber viel weniger verdienen würde, überzeugt ihn das nicht.
Goncalo ist auch nicht zufrieden mit der Politik der sozialistischen Partei, die gerade regiert. Die Sparpolitik der letzten Jahre hat die Wirtschaft des Landes geschwächt. Goncalo sagt, dass die Regierung Geld an Menschen zahlt, die unter guten Bedingungen im Ausland leben. Seiner Meinung nach, müsste dieses Geld aber in deie portugiesische Wirtschaft investiert werden. Irgendwann – spätestens in zehn Jahren – will Goncalo aber zurückgehen. Bis dahin zahlt er, mit dem Geld was er verdient, ein Haus in Portugal ab.
"If I was in Portugal I would not be happy with this programme because they are giving money to people who are abroad. But they could use this money to give in the economy."
Sich für das eigene Land engagieren
Marta Setubal ist 33 Jahre alt, Architektin und lebt seit zehn Jahren in Berlin. Nach einem Erasmus-Studium und einem Praktikum in einem Architekturbüro wurde ihr ein Job angeboten. Sie kommt aus einem kleinen Ort mit 10.000 Einwohnern, ganz im Süden Portugals nahe der spanischen Grenze. Sie hat immer noch ein enges Verhältnis zu ihrer Heimat und ein schlechtes Gewissen, weil sie dem Land in Krisenzeiten den Rücken gekehrt hat. Sie will in ihren Heimatort zurückkehren, um sich dort gesellschaftlich zu engagieren: für politische Teilhabe und Partizipation.
"Immer, wenn ich zurückgegangen bin, habe ich gesehen: So viele Leute sind ausgewandert, was machen wir alle außerhalb? Was ist mein Beitrag für dieses Land genau in der Zeit, wo es mehr braucht?"
Marta möchte dem Brain-Drain entgegenwirken – viele Fachkräfte und deren Know-how fehlen dem Land –, damit sich die portugiesische Gesellschaft weiterentwickeln kann. Doch auch Marta leidet unter den schlechten Arbeitsbedingungen in Portugal. Sie kann nicht damit rechnen, dass sie Geld von dem Rückkehrprogramm erhalten wird. Dafür bräuchte sie einen Arbeitsvertrag. Den bekommen Architekten in Portugal aber selten, denn die meisten arbeiten auf Rechnung. Viele von Martas Bekannten sind zurückgekehrt, obwohl sie keine Steuererleichterung und kein Umzugsgeld erhalten haben, sagt Marta.
"Die Stimmung ist viel besser und das macht viel für das Land. Die Leute bekommen mehr Geld, es gibt weniger Arbeitslosigkeit. Es ist nicht perfekt aber gerade geht es hoch."