Wer lieber ausschließlich Gewichte hebt, statt laufen zu gehen, der sollte vielleicht umdenken: Forscher haben herausgefunden, dass Ausdauersport Körperzellen langsamer altern lässt – Kraftsport allein aber nicht.
Die liebsten Sportarten der Deutschen sind Joggen, Laufen, Radfahren und Schwimmen – laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Splendid Research von 2017. Das scheint eine gute Wahl zu sein, denn Forscher haben herausgefunden, dass Ausdauersport das Altern der menschlichen Zellen besser vermindert als kein Sport oder nur reines Krafttraining.
Das deutsche Forscherteam hat dafür 266 gesunde und untrainierte Probanden beobachtet – die alle ungefähr 50 Jahre alt waren. Diese Menschen haben die Kardiologen in vier Gruppen eingeteilt: Die erste Gruppe machte Intervalltraining, die zweite Kraftsport, die dritte Ausdauersporttraining. Die vierte Gruppe war die Kontrollgruppe: die Couchpotatoes. Sie sollten gar nichts machen.
"Wenn man gut aussehen will, ist Krafttraining wichtig und auch für die Knochengesundheit, für die Stabilität im Alltag. Man soll nicht kein Muskeltraining machen. Aber wenn der Fokus Prävention ist, dann scheint es so zu sein, dass Ausdauertraining nicht fehlen darf."
Nach sieben Jahren blieben 124 Probanden übrig und die Erkenntnis: Ausdauersport beeinflusst wichtige Regulatoren der Zellalterung positiv – dieser Effekt ist beim reinen Kraftsport nicht erkennbar. Christian Werner ist Kardiologe und ein Autor der Studie. Er sagt, dass auch Muskeltraining wichtig ist, aber beim Fokus Zellalterung eben das Ausdauertraining ausschlaggebend sei.
Ausdauersport regt Telomeraseaktivität an
Auf Zellebene lässt sich das Ganze so erklären: Wenn wir eine Zelle anschauen, hat diese einen Zellkern – in diesem Zellkern ist unser genetisches Programm: die DNA. Diese DNA ist kilometerlang und besteht aus Chromosomen, von denen jeder Mensch 46 in jeder Zelle hat. Jede Zelle muss sich teilen, aber bei jeder Zellteilung bricht ein Stück des Chromosoms ab, dieses letzte Stück kann bei der Zellteilung nicht verdoppelt werden.
Damit die Zellen bei der Zellteilung nicht kaputt gehen und die Chromosomen verkleben oder Mutationen entstehen, gibt es Telomere. Sie schützen das Chromosom davor, zu sehr auszufransen. Christian Werner vergleicht die Telomere mit einer Plastikkappe am Ende eines Schnürsenkels. Aber auch Telomere müssen gebildet werden und deswegen gibt es Telomerase.
"Das sogenannte Unsterblichkeitsenzym, so heißt das, die Telomerase, die immer wieder die verloren gegangenen Stücke wieder aufbauen kann."
Eine hohe Telomeraseaktivität bedeutet: Die Zellen können sich erneuern – Blutgefäße bleiben zum Beispiel gesund. Dadurch sinkt wiederum das Risiko, an Herz- oder Gefäßkrankheiten zu sterben. Durch den Ausdauersport wird genau diese Telomeraseaktivität angeregt, sagt Christian Werner, weil der Puls konstant hoch bleibt.
Dadurch entstehe der sogenannte "laminären Scherstress" an den Gefäßwänden, der führt dazu, dass Stickstoffoxide produziert werden und das regt die Telomeraseaktivität an. Bei Kraftsport ist das nicht so, sagt Christian Werner, weil da der Puls mal steigt und dann wieder sinkt.
Ausdauersport hilft langfristig Gefäße gesund zu halten
Ausdauersport allein hilft nicht, gesund zu bleiben. Wer ungesund isst, viel raucht und wenig schläft, kann trotzdem Probleme bekommen. Aber durch Ausdauersport können zumindest auch Menschen, die vorher wenig Sport gemacht haben, etwas für ihre Gefäße tun – denn wenn sonst nichts im Leben passiert, kann man mit 80 so die Gefäße einer 50-Jährigen haben, sagt Christian Werner.
"Sie können abheben und einzahlen. Gefäßgesundheit ist wie ein Konto."
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