Es passiert im Bus, im Restaurant, in der Fußgängerzone: Menschen erzählen einander lauthals privateste Dinge in der Öffentlichkeit – und man kann nicht anders als zuzuhören. Woher kommt dieser Reflex, und wieso werden wir ihn nicht los? Dazu befragen wir eine Psychologin und jemanden, der sich die besten aufgeschnappten Gespräche aufschreibt.
Wir schaffen es, Menschen nicht anzustarren, auch wenn sie noch so außergewöhnlich aussehen. Beim Hören ist das eine ganz andere Sache – wenn sich jemand in der Bahn, in der Supermarkt-Schlange, oder am Strand über etwas unterhält, hören wir unfreiwillig und doch gerne mit.
Plaudern im Bus? Jeder hört mit
Erkan Dörtoluk hat sich diese Angewohnheit zunutze gemacht und twittert das, was er in der Düsseldorfer Rheinbahn an Gesprächen unfreiwillig mitbekommt. Unter @rheinbahn_intim postet er skurrile Gesprächsfetzen seiner Mitfahrenden. Knapp 60.000 Follower lesen mit. Die Offenheit und Lautstärke der Leute hätte auch etwas mit der Gemütlichkeit zu tun, die bei einer längeren Bahnfahrt oft entsteht, so Erkan.
Dass wir in bestimmten Situationen nicht weghören können, hat natürlich mit unserem Gehirn zu tun. Die Auswahl von Informationen funktioniert beim Hören anders als etwa beim Sehen, erklärt Elke Lange, Psychologin am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik.
Dabei würden besonders laute Gespräche das Gehirn reizen. Dadurch wird das Gehirn unfreiwillig abgelenkt und kann die tatsächlich wichtigen Informationen nicht mehr filtern, so die Wissenschaftlerin. Deswegen müsse jeder und jede davon ausgehen, dass in der Öffentlichkeit mitgehört wird, meint Elke Lange.
"Nicht hinhören geht nicht."
Wo es übrigens überhaupt nicht möglich ist, mitzuhören, ist Japan. Da wird in den öffentlichen Verkehrsmitteln geschwiegen, obwohl die Züge meistens noch viel voller sind als in Berlin oder in München – telefonieren ist in der U-Bahn sogar komplett verboten. Wieso das so ist, hat uns Kathrin Erdmann, ARD-Korrespondentin für Tokio, im Podcast erklärt.
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