Am 21.12. beginnt am Landgericht Dortmund der Prozess gegen den mutmaßlichen Attentäter auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. Welche Rolle spielt der Anschlag vom April bis heute noch im Verein?
Am 11. April 2017 war die Mannschaft von Borussia Dortmund im Bus auf dem Weg vom Hotel zum Dortmunder Stadion zum Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco. Kurz nachdem der Bus losgefahren war, explodierten in einer Hecke drei Sprengsätze. BVB-Spieler Marc Bartra wurde am Arm verletzt, ein Polizist erlitt ein Knalltrauma. Der Mann, der das Attentat verübt haben soll, steht jetzt in Dortmund vor Gericht.
Dem 28-jährigen Sergej W. werden versuchter Mord in 28 Fällen (18 Spieler, acht Trainer und Betreuer, der Busfahrer, ein auf dem Motorrad vorausfahrender Polizist), das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen vorgeworfen.
Mögliches Motiv: Habgier. Der mutmaßliche Täter soll auf einen sinkenden BVB-Aktienkurs als Folge des Attentats spekuliert haben, um danach an der Börse abzukassieren.
Ein einschneidendes Erlebnis
Das Attentat spiele zwar schon noch eine Rolle im Verein, sagt Sebastian Weßling, BVB-Reporter der Funke Mediengruppe. Es werde jetzt aber auch nicht jeden Tag darüber geredet – der Vorfall sei ja auch inzwischen acht Monate her.
"Es war sehr lange ein großes Thema – der Verein hat sich dann bemüht, das Thema kleiner zu fahren und wieder das Sportliche in den Vordergrund zu rücken."
In einer Phase, als es beim BVB sportlich richtig schlecht lief, Ende November, hat Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Aktionärsversammlung des BVB gesagt, dass man auch nicht unterschätzen solle, was so ein Attentat - auch posttraumatisch - Monate später auslösen könne.
"Wir überhöhen das nicht und werden auch nicht im Ansatz zulassen, dass das als Alibi benutzt wird. Aber wir reden hier auch von jungen Menschen, die eine extreme Grenzbelastung überstanden haben. Da sollten wir verantwortungsbewusst mit umgehen."
Jeder Spieler geht anders mit so einem Ereignis um, sagt Sebastian Weßling. Es gebe durchaus Spieler, von denen man sagen könne, dass sie seit dem Ereignis andere Menschen sind – und auch auf dem Platz anders agieren. Das sei aber seine "laienpsychologische Sicht": Er erlebe das und nehme das wahr – welche psychologischen Prozesse dort laufen, möchte er sich aber nicht anmaßen, zu sagen.
Und jetzt?
Was den Umgang mit dem Vorfall betrifft, sei es sehr schwer, in Kategorien wie "richtig" oder "falsch" zu argumentieren, sagt Sebastian Weßling.
"Auf ein solches Erlebnis kann man nicht vorbereitet sein. Es ist schwierig, da alles hundertprozentig richtig zu machen."
Das Argument der UEFA, das Spiel gegen Monaco habe doch bitte am Folgetag des Anschlags stattzufinden, weil man sich "dem Terror nicht beugen" solle, hält Sebastian für fragwürdig. Die Geschäftsführung hat noch am Abend des Attentats einen Krisenstab gebildet und musste unter großem Druck – auch seitens der Politik – entscheiden, wie es weitergeht. Die Entscheidung ist bekannt: Das Spiel fand statt.