In Deutschland wird 2022 der letzte Atommeiler vom Netz gehen. Dieses klare "Nein gegen Atomkraft" gilt anscheinend nicht für die EU. Die Komission will den Bau von Atomkraftwerken vorantreiben, dafür will sie ein Strategiepapier verabschieden. ARD-Energieexperte Jürgen Döschner hält das für ziemlich schizophren.
Für Deutschland wird sich erst einmal nichts ändern. "Neue Atomreaktoren wird es in Deutschland mit Sicherheit nicht geben", sagt ARD-Energieexperte Jürgen Döschner. Politik und Bevölkerung sind vom Ausstieg überzeugt. 2022 wird das letzte Atomkraftwerk vom Netz gehen - eine erneute Kehrtwende wird es wohl kaum geben. Daran kann auch die EU nichts ändern. Denn Atomkraft ist eine nationale Entscheidung - die Bundesregierung ist hier souverän und kann unabhängig von Brüssel handeln.
Es gibt da noch den Euratom-Vertrag
Dort will die EU-Kommission die Atomkraft wieder stärken. "Wir erleben eine Art gemeinschaftlicher und vielleicht auch politischer Schizophrenie", sagt Jürgen. Seit 1957 gibt es den Euratom-Vertrag (den Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft), der die unterzeichnenden Regierungen verpflichtet, die Atomenergie zu fördern. Dieser Vertrag gilt bis heute - auch für die Bundesregierung, die ihre Unterschrift nicht zurückgezogen hat.
"Eigentlich müsste man den Euratom-Vertrag kündigen. Man müsste ihn auf den Müllhaufen der Geschichte werfen."
Aber der Vertrag existiert. Auf ihn stützen sich manche Politiker und auch Wirtschaftsvertreter, die von der Atomkraft überzeugt sind und dafür werben. In Westeuropa werden aktuell AKW gebaut - zum Beispiel in Finnland oder auch in Frankreich. Doch die Projekte verzögern sich. Sie werden viel teurer und es ist ungewiss, ab wann die Meiler Energie liefern.
"Wir haben alternative Technologien zur Atomkraft, die billiger und sicherer sind. Der Plan der EU, Atomkraft zu fördern, ist deshalb völlig absurd."
Ein häufiges Argument für Atomkraft ist die Abhängigkeit des Energiemarktes in der EU vom russischen Gas. Aber die Atomkraft ist die schlechteste und teuerste Möglichkeit, sich vom Gasimport unabhängig zu machen, so Jürgen.