Das Alter der Saturnringe ist schon lange umstritten. Jetzt gibt es eine Studie, die die Diskussion wieder anheizt. Forschende aus Japan und Frankreich sagen, dass die Ringe möglicherweise jünger aussehen, als sie sind.
Die Ringe der Planeten in unserem Sonnensystem bestehen aus Milliarden kleiner Gesteins- und Eispartikel. Die Saturnringe bestehen allerdings komplett aus Eis, was viele überrascht, die das zum ersten Mal hören.
Astrophysiker Michael Büker sagt: "Man geht instinktiv davon aus, dass alle Kleinteile, alle Brösel, die draußen im Sonnensystem so herumschweben, Gesteinsbrocken sein müssten. Aber der Saturn gehört zu einem Gebiet im äußeren Sonnensystem. Und da gibt es sehr viel gefrorenes Wasser, also ganz gewöhnliches Eis."
Beautygeheimnis der Saturnringe
Man ging zuletzt davon aus, dass die Ringe des Saturn ungefähr 400 Millionen Jahre alt wären. "Das ist natürlich für uns eine sehr lange Zeit, aber die Planeten selbst sind vor gut viereinhalb Milliarden Jahren entstanden – also ungefähr zwölfmal älter."
Der Grund, warum man so ein relativ junges Alter für die Saturnringe vermutet hat: Sie sehen beinahe unberührt aus, erklärt Michael Büker. Sie bestehen aus strahlend weißem Eis ohne große sichtbare Verunreinigung. Allerdings weiß man, dass Mikrometeoriten – also kleinste Gesteinsbrocken – überall im Sonnensystem herumschwirren und deshalb auch überall einschlagen.
"Wenn die Saturnringe, so die bisherige Überlegung, schon seit Jahrmilliarden diesen Beschuss von Mikrometeoriten ausgesetzt wären, dann könnten sie eigentlich nicht mehr so frisch aussehen."
Forschende von der japanischen Weltraumagentur Jaxa und einer Pariser Universität haben jetzt Berechnungen angestellt, wonach die Einschläge von Mikrometeoriten womöglich kaum sichtbare Spuren hinterlassen. Anders als man bisher dachte.
Michael Büker spricht von einer Art Beautygeheimnis: "Diese kleinen Gesteinsbrocken treffen die etwas größeren Eisklumpen der Saturnringe so schnell, dass das Gestein beim Aufprall verdampft. Das ist dann halt weg." Die dunkleren Gesteinsmoleküle setzen sich aber nicht als Schmutz auf den Ringen ab, wie man vermutete, sondern sie fliegen entweder hinaus ins Sonnensystem, oder sie stürzen auf den Saturn, oder sie werden durch das starke Magnetfeld des Saturn abgelenkt. Das zumindest zeigen die Simulationsrechnungen, die dieser neuen Forschungsarbeit zugrunde liegen.
Hatte auch die Erde mal Ringe?
Im äußeren Sonnensystem sind Ringe um Planeten nicht ungewöhnlich: Auch Jupiter, Uranus und Neptun haben beispielsweise welche. Die seien aber lange nicht so prächtig und gut sichtbar wie die Ringe des Saturn, sagt Michael Büker.
"Die Erde hatte nach allem, was wir derzeit annehmen, niemals Ringe. Aber das wäre theoretisch denkbar."
"Zum Beispiel wenn ein großer Asteroid in der Nähe der Erde einmal zerbrochen wäre, dann hätten seine Bruchstücke innerhalb kurzer Zeit tatsächlich einen Ring ausbilden können", erklärt der Astrophysiker.
Vor Kurzem ist auch eine Studie mit einer These erschienen, die genau das vermutet: Ein Ringsystem um die Erde könnte vor ungefähr 450 Millionen Jahren eine Eiszeit ausgelöst haben. "Und zwar weil die Ringe so viel Sonnenlicht von der Erde weg reflektiert haben, dass es hier auf der Erde dann dramatisch kälter wurde." Für Michael Büker ist das Ganze nicht ganz abwegig und eine spannende Erklärung für die Klimageschichte der Erde.