Dubai-Schokolade, Cube-Croissants und Onigiri: Beim sogenannten "Aspirational Eating" geht es um soziale Exklusivität. Geschmack ist zweitrangig. Und teuer ist das Zeug nur solange, bis nachgekocht wird.
Food-Trends auf Social Media sehen häufig gut aus und schmecken manchmal sogar auch. In vielen Fällen haben aber auch eine soziale Komponente: Und zwar wenn es darum geht, mit dem Essen und dem damit verbundenen Lifestyle einen bestimmten Status oder ein bestimmtes Image darzustellen.
Das nennt sich dann Aspirational Eating, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne-Katrin Eutin. "Aspirational" bedeutet im Englischen so viel wie wählerisch, aber auch ehrgeizig und aufstiegsorientiert, "Eating" steht für Essen.
Mit dem Aspekt der Selbstdarstellung mischt sich zudem das Ziel der Selbstoptimierung, sagt Anne-Katrin, wenn etwa Superfoods, wie beispielsweise Gojibeeren ins Spiel kommen. Zwingend ist diese Verbindung allerdings nicht.
Essen als Statussymbol
Im Aspirational Eating kann sich also der Wunsch ausdrücken, in eine höhere soziale Schicht aufzusteigen. Das Essen wird potentiell zu einem Statussymbol – wie Auto, Kleidung und Schmuck beispielsweise auch.
"Aspirational-Eating-Produkte sind nicht unbedingt durch ihren Preis gekennzeichnet, sondern ich muss wissen, was der Trend ist. Dieses soziale Kapital ist wertvoller in Social-Media-Zeiten als einfach nur Geld auszugeben."
Nur sind Lebensmittel in der Regel weniger exklusiv, nicht so kostspielig – quasi demokratischer, erklärt die Sozialpsychologin Janina Steinmetz. Darin zeige sich eher eine Art soziales Kapital, nämlich zu wissen und zu zeigen, was angesagt ist und was eben nicht.
Auch wenn es gelegentlich mal sehr luxuriöse Hypes in der Food-Szene gibt – absurd teures Essen mit Blattgold beispielsweise – zielen Trends doch grundsätzlich eher auf das Demonstrieren feiner Unterschiede, findet auch Anne-Katrin.
"Im Prinzip geht es selbst bei einer 20-Euro-Schokotafel eher darum zu zeigen, dass man nicht unter einem Stein lebt."
Erst wegen dieser Möglichkeit, sich mit bestimmten Food-Trends zu profilieren, kommen auch die DIY-Spin-offs im Lebensmittelbereich so gut an, glaubt sie.
Missstände treiben den Trend
Der Trend des Aspirational Eatings zeigt aber auch einen gewissen gesellschaftlichen Missstand, findet Janina Steinmetz.
"Das kommt auch dadurch, weil die soziale Ungleichheit immer weiter wächst, und gerade jüngere Menschen das Gefühl haben, dass ein Haus, ein Auto fast unerreichbar sind. Viele können sich kaum die Mieten leisten."
Andere Statussymbole seien in unserer Gegenwart gerade für junge Menschen unerschwinglich, viele könnten sich ja kaum das Wohnen in Städten leisten. Der Wohnungsmangel in den Großstädten und der Höchststand der Armutsquote in Deutschland verändern eben vielleicht auch, was als Statussymbol funktioniert. Bestimmte Lebensmittel gehören neuerdings offenbar dazu.