Wenn ihr gerade bei Tinder unterwegs seid, könnte es sein, dass da plötzlich ein ungewöhnliches Profilbild auftaucht: Das eines Nashorns. Seit Dienstag (25.4.) gibt es bei Tinder eine Kampagne, um Spenden zu sammeln für die Rettung des Nördlichen Breitmaulnashorns. Es ist die am meisten gefährdete Säugetierart der Welt.
Es gibt noch genau drei Exemplare seiner Art: zwei Weibchen und ein Männchen. Sie leben schwer bewacht in einem Reservat in Kenia. Das Problem: Sie können sich nicht mehr auf natürlichem Wege fortpflanzen.
Das Männchen heißt Sudan und ist mit seinen 44 Jahren für ein Nashorn uralt. Seine Spermienqualität ist denkbar schlecht, erklärt Steven Seet vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Dem Tier gehe es gesundheitlich gar nicht gut, es habe auch schon einen Herzinfarkt hinter sich.
"Wenn ich nur so wenige Tiere habe, dann greife ich jeden Strohhalm, der da ist."
Sudan hat eine 27-jährige Tochter, Nadlin, und die hat noch eine Tochter, Fatu, 16 Jahre alt. Beide Weibchen haben Probleme im Gebärmutterbereich und Nadlin hat obendrein auch noch eine kranke Achillesferse, was bedeutet, dass sie den Deckungsakt eines Männchens nicht aushalten könnte.
Drei angeschlagene Nashörner, die auch noch miteinander verwandt sind. Der Fortbestand der Art ist alsso kompliziert. Deutsche Nashornforscher haben allerdings Proben von sechs verschiedenen - inzwischen gestorbenen - Breitmaulnashörnern. In den USA, in San Diego gibt es sieben verschiedene Proben. Damit ist gemeint: Sperma und Hautzellen. Allerdings fehlen leider Eizellen.
"Sudan befindet sich in einem Reservat in Kenia und dort werden die Tiere Tag und Nacht bewacht, nachts sogar mit Maschinenpistolen."
Genau die sollen jetzt in Kenia bei den noch lebenden Weibchen geholt werden. Darum trainieren Wissenschaftler derzeit an Südlichen Breitmaulnashörnern den sogenannten "Ovo-Pick-up" – also die Entnahme von Eizellen -, um es im Herbst dann auch an den Nördlichen Breitmaulnashörnern durchzuführen.
Für die Fortpflanzung des Nördlichen Breitmaulnashorns gibt es jetzt noch zwei Möglichkeiten:
- Eizellen von den noch lebenden Weibchen gewinnen. Diese dann im Reagenzglas mit den existieren Spermien verbinden. Und sollten die Forscher es tatsächlich schaffen, einen Embryo zu produzieren, könnte der dann von einem Südlichen Breitmaulnashorn als "Leihmutter" ausgetragen werden.
- Beim zweiten Modell geht es in Richtung Stammzellenforschung: Den Nördlichen Breitmaulnashörnern könnten Zellen entnommen werden. Dann müssten diese Zellen in Eizellen und in Spermien umgewandelt werden. Die Wissenschaftler würden dann auch hier versuchen, einen Embryo zu züchten und ihn von einer Leihmutter, also einem weiblichen Südlichen Breitmaulnashorn austragen lassen.
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