Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Wie deutlich gebietsfremde Lebewesen dazu beitragen, ist jetzt untersucht worden.
Beim Verschwinden von 60 Prozent aller bislang ausgestorbenen Arten, spielen invasive Arten eine Schlüsselrolle. In 16 Prozent der Fälle sind invasive Arten der einzige Grund, warum eine Tier- oder Pflanzenart ausgestorben ist. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht der Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services.
Die Organisation steht den Vereinten Nationen nahe. Sie untersucht die Artenvielfalt und bemüht sich, ihren Erhalt wissenschaftlich zu begleiten. Von mindestens 37.000 gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten weltweit, sorgen rund 3.500 Arten für Probleme.
Milliardenschäden
Den Forschenden zufolge ist dadurch allein im Jahr 2019 ein wirtschaftlicher Schaden von rund 400 Milliarden Euro entstanden. Deutschlandfunk-Nova-Reporter Klaus Jansen sagt: "Allein in Deutschland gibt es mindestens 90 invasive Arten, die wirtschaftliche Schäden und Naturschäden verursachen."
"Mindestens 37.000 gebietsfremde Arten sind auf der Welt durch den Menschen verteilt worden. Und fast jede zehnte Art ist als invasiv eingestuft worden."
Invasive Tier- und Pflanzenarten leben in Naturräumen, in denen sie nicht Teil der Nahrungskette sind. Dem Wachstum ihrer Population sind kaum Grenzen gesetzt. In der Regel sind sie heimischen Arten gegenüber deutlich im Vorteil.
Siegeszug der Ochsenfrösche
Ein bekannteres Beispiel aus Deutschland ist der nordamerikanische Ochsenfrosch aka Rana catesbeiana. Die Art ist auch in Seen rund um Karlsruhe eingeschleppt worden. Dort werden sie gejagt. Denn Ochsenfrosch-Kaulquappen werden in der Regel nicht gefressen. Sehr, sehr viele Tiere wachsen also heran und konkurrieren mit heimischen Arten ums Futter. Schlimmer noch: Ochsenfrösche fressen alles, was sie kriegen können. Also auch andere Amphibien.
"Viele Larven und zum Schluss bleiben wenige Tiere als Erwachsene übrig? Die Pyramide funktioniert nicht. Die Gegend ist ideal für die Tiere."
Abhilfe könnten strengere Kontrollen schaffen, findet der Biodiversitätsrat. Das betrifft beispielsweise Ballastwasser bei der Schifffahrt. Über diese Wassertanks werden immer noch viele Arten durch die Weltmeere transportiert und verbreiten sich dann an Orten, in denen sie nicht heimisch sind.
- Hobby-Gärtner*innen können sich überlegen, welche Pflanzen auf dem Balkon oder im Garten so wachsen. Silberregen, Götterbaum
und Lupinen sind beispielsweise invasive Pflanzen. - Wandernde können ihre Schuhe nach dem Wandern und vor der Rückreise gründlich säubern und verhindern, dass gebietsfremde Pollen durch die Welt transportiert werden.
"Ein bisschen kann also jeder tun, um die Natur nicht noch weiter durcheinander zu bringen."
Und, eigentlich selbstverständlich, im Großen: Naturräume kann es nicht genug geben. Kleiner sollten die Flächen, die Tieren und Pflanzen zur Verfügung stehen, nicht werden.