Epecuén war jahrzehntelang eine Wellnessoase an einem Salzsee in der argentinischen Pampa. Doch dann stieg 1985 der Wasserspiegel und begrub 25 Jahre lang die Stadt. Inzwischen ist das Wasser komplett zurückgewichen und hat eine Geisterstadt freigegeben.
Etwa 600 Kilometer südlich von Buenos Aires mitten in der platten Pampa liegt Villa Epecuén. Das Städtchen wurde 1921 gegründet, weil aus dem nahegelegenen Lago Epecuén Salz gewonnen werden sollte. Gleichzeitig entdeckten die Porteños, die Einwohner Buenos Aires, die angenehme Wirkung des Salzwassers. Der Lago Epecuén hatte den zweithöchsten Salzgehalt nach dem Toten Meer. Eine Eisenbahnstrecke verband die Hauptstadt direkt mit dem Kurort. Der Gesundheitstourismus boomte und damit auch die Stadt. Bis zu 25.000 Besucher kamen pro Jahr.
Wie Atlantis
Der Lago Epecuén gehört zu einem Netzwerk von mehreren Salzseen. Von den sechs Salzlagunen liegt Epecuén am tiefsten. In den 60er Jahren kam es zu Klimaschwankungen, die dazu führten, dass der Wasserspiegel sank. Aus Sorge um den Rückgang des Gesundheitstourismus wurde ein Kanal gebaut, der den Wasserspiegel im See aufrecht erhalten sollte. Als dieser Ende der 70er Jahre fertiggestellt war, änderte sich wieder das Klima. Starke Regenfälle führten dazu, dass der Wasserspiegel wieder zunahm. In den See ergossen sich Flüsse, das Wasser der anderen Lagunen und der Kanal speisten zusätzlich den Lago Epecuén mit Wasser. "Da ist dann irgendwann der Damm gebrochen", erzählt Anne Herrberg. Innerhalb von 20 Tagen sei dann das Wasser um acht Meter angestiegen.
"Das Wasser hat diese Stadt wirklich unter sich verschluckt."
Die mehr als 1500 Bewohner haben mit Sack und Pack das Ferienparadies verlassen. Existenzen, die sie sich dort aufgebaut hatten, sind komplett untergegangen. Das war 1985. Seit 2009 zog sich das Wasser wieder zurück und seit wenigen Jahren liegt die Stadt nun wieder komplett frei. Anne hat sich in den ehemaligen Touristenort aufgemacht und eine bizarre Salzlandschaft angetroffen. Häuser, Bäume, Straßen, Autos - alles ist vom Salzwasser zerfressen.
"Es stehen noch die Gerippe von zwei Hotels, aber sonst ist wirklich alles zusammengebrochen."
Teilweise stehen noch Haustreppen, die ins nichts führen, Gitterfenster oder Fensterbogen sind zu erkennen, und dazwischen stehen abgestorbene Baumstämme, die von dem Salzwasser verkrustet sind. "Die sehen aus, wie so weiße Arme, die sich in den Himmel recken", beschreibt Anne das seltsame Bild vor einem tiefblauen weitem Horizont.
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- 27 Jahre unter Wasser: Bilder einer Geisterstadt | Artikel auf Spiegel Online