Traumberuf Landarzt? Das würden die meisten Medizinstudierenden eher verneinen. Eva Meisenzahl will trotzdem auf dem Land ausgebildet werden und dort später arbeiten. Sie glaubt: In Landkreisen können angehende Ärzte mehr lernen.
Mühldorf am Inn, Dillingen oder Eichstätt - alles keine bayerischen Metropolen. Trotzdem will Medizinstudentin Eva Meisenzahl genau da ihr praktisches Jahr (PJ) machen. Denn das Land liegt ihr viel mehr als die Großstadt München, wo sie gerade noch studiert.
"Natürlich ist es jetzt cool als junger Mensch in der Stadt zu sein und alle unbegrenzten Möglichkeiten zu haben. Schlussendlich muss ich aber sagen: Ich mag die Anonymität nicht wirklich."
Die 22-Jährige nimmt an einem Stipendienprogramm teil, das zukünftige Ärztinnen und Ärzte die Möglichkeit gibt, ihr PJ auf dem Land zu absolvieren statt in einer Klinik in der Großstadt. Das soll die angehenden Ärztinnen und Ärzte dazu bewegen, auch in Zukunft in der ländlichen Region zu arbeiten.
Vom Traum auf dem Land zu arbeiten
Eva hat sich dafür aber auch unabhängig von dem finanziellen Zuschuss entschlossen: "Es war für mich eigentlich immer schon klar, dass ich nach dem Studium wieder in eine ländliche Region gehen möchte." Sie kann sich deswegen auch vorstellen, im Landkreis, wo sie ihr PJ absolvieren wird, auch die Weiterbildung zu machen und anschließend in eine Praxis als Allgemeinärztin einzusteigen.
Menschen wie Eva werden in Deutschland dringend gebraucht: Es gibt immer noch einige ländliche Gebiete in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wo der nächste Hausarzt mehr als 30 Autominuten entfernt liegt, so eine Untersuchung des Bundesinnenministeriums.
Vielfältigere Lernerfahrung auf dem Land
Eva ist auch überzeugt, dass sie mindestens genauso viel, wenn nicht sogar mehr, bei ihrem PJ auf dem Land lernt wie ihre Kommilitonen in der Klinik: "Auf dem Land ist nicht die nächste Facharztpraxis oder das Uniklinikum vor der Tür", begründet die 22-Jährige. "Die Leute kommen mit wirklich allen Problemen zum Hausarzt oder in die Kreisklinik."
Als Ärztin auf dem Land komme sie mit vielen Krankheitsbildern in Berührung, die sie in einer Großstadt wie München nicht behandeln würde, weil es dort viel mehr spezialisierte Praxen gäbe, erklärt die Studentin.
Mehr Verantwortung als Landärztin
Gleichzeitig bedeutet das aber auch mehr Verantwortung und längere Einsätze - besonders, wenn sie die einzige Medizinerin im Landkreis ist. Das sieht Eva aber eher als Vorteil: Es sei "sehr viel reizvoller, dieselben Patienten in der Praxis zu haben", beschreibt sie.
"Es reizt mich, die Leute, mit denen ich täglich in Berührung komme, zu kennen."
Das Leben auf dem Land ist für Eva auch eine persönliche Vorliebe: "Ich mag es, wenn man die Nachbarn kennt und mit denselben Leuten im Kindergarten und der Schule war, sich beim örtlichen Verein trifft, abends Dinge wie einen Stammtisch hat, wo es dann die eine Kneipe gibt“, schwärmt sie.
Den Dorftratsch vermisse sie auch ein bisschen, seit sie aus ihrer Heimat in Unterfranken weggezogen ist, gibt Eva zu. Deswegen kann sie es sich auch vorstellen, irgendwann zurückzukehren und dort als Ärztin zu arbeiten.
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