In Brasilien gab es Anfang des Jahres eine historische Dürre, jetzt friert es. Größter Kaffeeproduzent weltweit? Damit könnte es für das Land vorbei sein, sagt Agrarökonom Christian Bunn.

Die stärksten Fröste seit 1994 treffen die brasilianische Kaffeeindustrie hart. Es zeichnet sich ab, dass mindestens die nächsten beiden Arabica-Ernten in dem Land deutlich schlechter ausfallen werden, als erwartet. Rund 70 Prozent des Arabica-Kaffees kommt aus Brasilien. Rund 40 Prozent davon sind 2020 in der Region Minas Gerais angebaut worden. Der Produzent Minsul geht davon aus, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Ernte in 2021 von Frostschäden betroffen ist.

Insgesamt seien wohl rund zehn Prozent der gesamten brasilianischen Anbaufläche betroffen, sagt Agrarökonom Christian Bunn. Die Konsumierenden werden davon letztlich nicht viel bemerken, vermutet er. Die Frage sei eher, ob Brasilien langfristig der größte Kaffeeproduzent bleiben werde.

"In Brasilien wird die große Frage sein, ob dieses Land in Zukunft noch der größte Produzent sein wird."
Christian Bunn, Agrarökonom, Internationales Zentrum für Tropische Agrarforschung Cali in Kolumbien und Universität Göttingen

Der Agrarökonom weist darauf hin, dass der Kaffeeanbau in Kolumbien in Höhenlagen ausweichen könne – anders als in Brasilien. Auch im Osten des afrikanischen Kontinents in Kenia und Uganda beispielsweise seien für den Kaffeeanbau günstige Lagen. Diese Frostphänomene hätten nicht unbedingt mit dem Klimawandel zu tun, sagt Christian Bunn. Die Dürre in Brasilien, die geringen Niederschlagsmengen in Brasilien hingegen schon.

"Der Frost ist nicht normal. Gleichzeitig ist es schwer zu sagen, ob das jetzt eine Folge des Klimawandels ist. Das lässt sich schwer einordnen."
Christian Bunn, Agrarökonom, Internationales Zentrum für Tropische Agrarforschung Cali in Kolumbien und Universität Göttingen

Gegen Dürre helfen im Kaffeeanbau nur einige wenige Mittel, sagt Christian Bunn. Er nennt bodendeckende Pflanzen, Schattenbäume und Bewässerung. Auch diese Maßnahmen hätten allerdings ihre Grenzen.

"Man bemüht sich durch Bewässerungswirtschaft, durch nachhaltigeren Anbau mit bodendeckenden Pflanzen zum Beispiel, diese Klimaänderungen ein bisschen auszugleichen."
Christian Bunn, Agrarökonom, Internationales Zentrum für Tropische Agrarforschung Cali in Kolumbien und Universität Göttingen

Die Kaffeepreise in New York erreichten einen Wert jenseits von zwei Dollar je Pfund – zum ersten Mal seit 2014. Diese Preisspitze wurde am 26.07.2021 erreicht. Der Preis für Arabica-Bohnen steigt seit Beginn des Jahres 2021 – jedenfalls den Durchschnittpreisen der International Coffee Organization zufolge. Dieser Preistrend hat eigentlich nach einem Tiefpunkt im Mai 2019 eingesetzt.

Die Verkaufspreise für bereits gerösteten Kaffee in Deutschland unterliegen relativ starken Schwankungen. Zwischen 1990 und 2019 verzeichnet die International Coffee Organization Preise zwischen 5,65 US-Dollar je Pfund im Jahr 2013 und 2,63 im Jahr 2001. Jenseits des industriell hergestellten Kaffees lohne sich für Kleinbauern eigentlich nur hochwertiger, nachhaltig angebauter Kaffee, sagt Christian Bunn.

"Wir raten dazu, hochwertigen Kaffee zu kaufen, vielleicht direkt gehandelten Kaffee oder zertifizierter Kaffee."
Christian Bunn, Agrarökonom, Internationales Zentrum für Tropische Agrarforschung Cali in Kolumbien und Universität Göttingen
Shownotes
Kaffeeanbau und Preise
Arabica in Brasilien – dem Kaffee ist zu kalt geworden
vom 31. Juli 2021
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Christian Bunn, Agrarökonom, Internationales Zentrum für Tropische Agrarforschung Cali in Kolumbien und Universität Göttingen