Die App Nude ist eine Art Safe, der eure intimen Fotos auf dem Smartphone versteckt. Wir erzählen euch, wie gut Nude das macht - und ob es eine schlaue Idee ist, die App zu installieren.
Revenge-Porn, Sexting, Dickpics... Wenn sie ungewollt im Netz landen, können Nacktfotos viel Schaden anrichten. Gerade über Bilder, die mit dem eigenen Smartphone aufgenommen wurden, verliert man schnell die Kontrolle – zum Beispiel, wenn das Smartphone in falsche Hände gerät.
Nude ist ein Programm, das eure Bildergalerie fortlaufend scannt und mit einer großen Datenbank nackter Menschen vergleicht.
"Wenn der Nude-Algorithmus erkennt, dass auf dem Foto jemand nackt ist, sortiert er die Datei in einen 'Safe' innerhalb der Nude-App und löscht das Original aus der normalen, offenen Galerie."
Nude funktioniert allerdings eher mittelgut, sagt Martina: Die App erkennt zum Beispiel Videos nicht besonders gut. Und im Test des Techblogs Futurezone hat sie über 250 Fotos in den Tresor gesteckt, auf denen nicht ein Hauch nackter Haut zu sehen war.
"Die Bilderkennung scheint noch nicht so gut zu funktionieren."
Trotzdem wurde die App in vielen Medien als hilfreich und sinnvoll gehypt. Martina kann das nicht ganz nachvollziehen, auch noch aus einem anderen Grund: Denn Nude suggeriere, dass sämtliche Daten auf dem Smartphone verarbeitet werden. Das stimme aber nicht für alle User.
Je nach iOS-Version: Unterschiedlicher Bildabgleich
- Die App gibt es bisher nur für das iPhone
- Bei der Bilderkennung arbeitet sie mit der KI von Apples neuem Maschinenlern-Framework CoreML
- Der Abgleich, ob es sich um ein Nacktfoto handelt oder nicht, findet lokal auf eurem Handy statt
Wenn ihr jetzt aber eine ältere Version von iOS habt, sieht das anders aus:
- Wie der Sicherheitsforscher Will Strafach bei Twitter warnt, werden nämlich bei älteren iOS-Versionen die Bilder an Amazon-Server übertragen, zusammen mit eurer E-Mail-Adresse
- Dort macht dann Amazons Bilderkennungsdienst Rekognition den Abgleich
- Da die App bald auch für Android rauskommen soll – und auch Android nicht mit CoreML arbeitet – werden auch alle Nacktfotos von Android-Usern auf Amazon-Server hochgeladen werden müssen
"Das ist für eine App, die angetreten ist, eure Nacktfotos vor ungewolltem Zugriff zu schützen, zumindest problematisch."
Das Blog Futurezone, das die App getestet hat, kritisiert auch die Sicherheitsstandards für den Nude-Safe. Diesen sichert ihr nämlich mit einer vierstelligen PIN. Nur wenn diese richtig eingegeben wurde, bekommt ihr Zugang zu den Fotos, die im Safe gespeichert sind.
Ist Nude sicher genug?
Futurezone schreibt: "Die Möglichkeiten in Sachen Code sind dabei aber relativ eingeschränkt. Nude erlaubt hier nur eine vierstellige Zahl. Zusätzliche Ziffern oder gar alphanumerische Zugangscodes, um den Zugriff weiter zu erschweren, können erst gar nicht erstellt werden."
Problematisch ist auch, dass ihr bei der Registrierung eure Email angeben müsst, sagt Martina. Zudem kontaktiere die App auch mehrere Analytics- und Ad-Tracking-Dienste von Google und Facebook. Der Entwickler Cameron Banga schreibt daher bei Medium: "Schick Deine Nacktaufnahmen nicht an jemanden, der Nude nutzt".
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