Florian Kürsch hätte nie gedacht, dass er in seinem Leben noch mal Ibuprofen-Saft herstellen muss. Aber weil so viele Arzneimittel nicht lieferbar sind, wird in seiner Kölner Apotheke jetzt doch wieder selbst gemischt. Einen solchen Medikamentenengpass wie im Moment hat Florian noch nie erlebt – nicht Mal während der Corona-Pandemie.
Mitte Dezember rief Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, dazu auf, Nachbarn sollten ihre Medikamente aus der Hausapotheke untereinander tauschen. Wegen der Arzneimittelknappheit brauche es eine Art "Flohmarkt für Medikamente in der Nachbarschaft".
Medikamentenflohmarkt? Keine gute Idee!
Gar keine gute Idee, hat sich Apotheker Florian Kürsch damals gedacht. "Es findet ohnehin schon viel zu viel statt, dass Dinge geliehen oder auf Empfehlung von Freunden und Bekannten eingenommen werden", meint er. Der Rat eines Arztes oder Apothekers sei wichtig, um den passenden Wirkstoff zu finden und um mögliche Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten im Vorfeld zu prüfen.
"Für die Bauchschmerzen wird dann Aspirin eingenommen – und das ist genau das Falsche."
Trotzdem sind angesichts der Lieferschwierigkeiten bei Hunderten von Arzneimitteln gerade viele Menschen verunsichert und in Sorge. Wenn Eltern keinen Fiebersaft für ihr krankes Kleinkind mehr bekommen zum Beispiel, dann muss Florian Kürsch nach Alternativen suchen – oder selbst mischen.
"Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben noch mal einen Ibuprofensaft herstellen muss", sagt er. Allzu schwierig sei das nicht, aber die Beschaffung der nötigen Zutaten, der Reinsubstanzen, sei im Moment auch nur begrenzt möglich.
Viel Kommunikation notwendig
Solche Lieferschwierigkeiten wie im Moment hat er noch nie erlebt, sagt der Kölner Apotheker – nicht einmal während der Corona-Pandemie. Die Gründe dafür sind vielfältig, erklärt er. Ein wichtiger: Der Kostendruck im Gesundheitswesen. Der habe zum einen dafür gesorgt, dass es sich für Hersteller oft nicht mehr lohne, bestimmte Medikamente herzustellen.
Zum anderen habe er dazu geführt, dass die Herstellung zunehmend in Länder verlagert worden sei, in denen möglichst billig eingekauft und produziert werden kann – vor allem nach Indien und China. Wenn es dort Produktionsschwierigkeiten gibt oder weniger exportiert wird, werden die Lieferketten unterbrochen.
Für Florian Kürsch bedeutet das im Moment: Er muss viel mehr mit seinen Kundinnen und Kunden kommunizieren und nach alternativen Lösungen suchen.
"Die große Aufgabe, die wir in der Apotheke haben, ist: Lösungen finden."
Was Florian von den Plänen hält, die Lieferengpässe bei Kindermedikamenten in den Griff zu kriegen, warum er Apotheker geworden ist und welches für ihn absolute Horror-Kund*innen sind, das hört ihr im Deep Talk mit Deutschlandfunk-Nova-Moderatorin Rahel Klein.
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