Ein paar Klicks und nur wenige Minuten später liefern sie die gewünschten Lebensmittel: Seit vergangenem Jahr sind die Fahrradkuriere von Gorillas, Flink und Co. in den Straßen der Großstädte unterwegs - in Berlin zum Beispiel oft zum Ärger der Anwohnerinnen und Anwohner. Sie stören sich nämlich an den Lagern der Anbieter.

Start-ups wie Gorillas, Flink und andere werben damit, dass sie Lebensmittel in zehn Minuten per Fahrrad zu uns nach Hause liefern. Was den Kunden der Lieferdienste gefällt, stört hingegen manche Anwohnenden.

Die Kritik: Der ohnehin schon begrenzte öffentliche Raum in Städten würde von den Lieferdiensten zusätzlich eingenommen. Denn: Damit die Fahrradkuriere das vorgegebene Zeitfenster einhalten können, liegen die Lager der Anbieter oft zentral in den Wohnungsvierteln selbst.

Lieferverkehr vor der Wohnungstür

In Berlin-Kreuzberg hat Gorillas zum Beispiel ein Lager in einer ehemaligen Filiale einer Bank. Davor kommt es zu einem regelmäßigen Wechsel unter den Fahrerinnen und Fahrern. Teilweise kommen sie im 30-Sekunden-Takt am Lager an und sind schnell wieder mit neuer Ware unterwegs, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Robert Ackermann.

Ist weniger los, können auch mal bis zu 40 der Lieferfahrräder auf dem Gehweg stehen. In dem Lager in Berlin-Kreuzberg soll ein Transporter das Platzproblem lösen, der dauerhaft vor dem Lager parkt und in dem ein Teil der Räder Platz findet.

Wohnviertel oder Gewerbegebiet?

Aus Gründen wie diesen ist Anwohnerin Franzi von den Lebensmittel-Lieferdiensten genervt. Sie lebt in Berlin und gründet gerade mit einigen ihrer Nachbarinnen und Nachbarn eine Bürgerinitiative gegen ein Gorillas-Lager.

In ihrer Nachbarschaft sei von morgens bis abends an sechs Tagen in der Woche Dauerbetrieb, sagt sie. Zum einen seien da die Kuriere, die auf dem Gehweg weder Platz machen würden noch rücksichtsvoll mit den Menschen umgingen, die dort leben. Zum anderen würden täglich bis zu zehn Lkw-Transporter in ihre Nachbarschaft kommen, um das Lager mit neuer Ware zu beliefern. Zur Ruhe komme sie seitdem nur selten.

"Ich habe das Gefühl, die sehen nicht, dass wir eine Nachbarschaft sind, die hier lebt und gerne Ruhezeiten hätte."
Franzi gründet eine Bürgerinitiative gegen einen Lebensmittel-Lieferdienst

Die Gespräche darüber mit dem Anbieter sind laut Franzi gescheitert. Deswegen ist die Bürgerinitiative jetzt ihr nächster Schritt. In Berlin gab es in den Stadtteilen Prenzlauer Berg und Friedrichshain ähnliche Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern. In Friedrichshain musst eines der Lager deswegen umziehen. In Kreuzberg ist auch schon das Ordnungsamt aktiv geworden.

Auf die Anfrage unseres Reporters hat der Lieferdienst Gorillas nicht reagiert. Julian Dames, einer der Chefs vom Anbieter Flink, dagegen schon. Sein Unternehmen wolle solche Probleme lösen, indem es Aufenthaltsräume für die Fahrradkurier schaffe, mit den Anwohnern ins Gespräch komme und nach Lagern Ausschau halte, die besser passen könnten, sagt er.

Anbieter wachsen weiter

Nach solchen Lagerräumen sucht offenbar auch Gorillas. In Berlin-Friedrichshain sitzt der Lieferdienst seit dem Umzug in einer Art Gewerbehof, der nahe genug am Stadtteil liegt.

Weiter zentrale Lagerräume wie diesen in der dicht bewohnten Stadt zu finden, könnte in Zukunft allerdings herausfordernd werden – auch weil die Start-ups stetig wachsen. Der Lieferdienst Gorillas beispielsweise wurde Anfang 2020 gegründet und ist mittlerweile in vier Ländern und 19 Städten unterwegs. Die Fahrräder seines Konkurrenten Flink touren derzeit durch 17 Städte. Der Anbieter ist seit Ende vergangenen Jahres online.

Shownotes
Gorillas, Flink und Co.
Anwohner vs. Lieferdienste: Kampf um öffentlichen Raum
vom 17. Mai 2021
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartner: 
Robert Ackermann, Deutschlandfunk Nova