Schlafen heißt nicht unbedingt, nichts mitzubekommen von der Umwelt. Manche Menschen können sogar aktiv auf etwas reagieren. Wenn wir nachts etwas tun, hat das meistens aber einen anderen Grund.
Eine Deutschlandfunk-Nova-Kollegin berichtet: Im Schlaf hat sie auf eine Frage geantwortet. Nur: Sie kann sich an nichts erinnern. Was ist passiert? Können manche Menschen etwa im Schlaf ihre Umwelt wahrnehmen und sogar aktiv reagieren?
Prinzipiell ist das tatsächlich möglich, sagt Christine Blume, Schlafforscherin am Zentrum für Chronobiologie in Basel. Im Leichtschlaf können wir in gewisser Weise reagieren, sagt sie. Und selbst im Tiefschlaf würden wir registrieren, ob es sich um eine bekannte oder unbekannte Stimme handelt.
Einfach kurz wach gewesen
Trotzdem: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Nova-Kollegin kurz wach war und deshalb antworten konnte, ist viel höher. Denn Menschen wachen regelmäßig kurz auf nachts, ohne sich am nächsten Morgen daran erinnern zu können. "Klassische verbale Kommunikation ist im Schlaf meistens nicht möglich", sagt Christine.
Obwohl damit vermutlich geklärt ist, dass die Nova-Kollegin über keine spezielleren Fähigkeiten im Schlaf als andere verfügt, ist die Frage interessant: Was kriegen wir im Schlaf eigentlich alles mit?
"Klassische verbale Kommunikation ist im Schlaf meistens nicht möglich."
Früher bestand lange die Vermutung, dass das Gehirn im Schlaf von der Umwelt abgeschottet ist. Heute belegen Forscherungen etwas anderes. Christine nennt das den "Wächtermodus", in dem Menschen auch nachts zu gewissen Teilen etwas mitbekommen. "Aus evolutionärer Sicht ergibt das auch durchaus Sinn", sagt Christine.
So wäre es früher nicht förderlich gewesen, allen Gefahren im Schlaf komplett ausgeliefert gewesen zu sein, nur weil man im Schlaf von nichts und niemandem etwas mitbekommen hat.
Antwort per Augenbewegung
Inwieweit schlafende Menschen aktiv auf Einflüsse von Außen reagieren können, ist noch nicht final geklärt. Studien zum Thema lassen den Schluss zu: Bei manchen Menschen ist die Reaktionsfähigkeit ziemlich ausgeprägt, vor allem die, die klarträumen und sich am nächsten Morgen an diese Träume erinnern können.
Sie gibt es Experimente, in denen Menschen im Schlaf sogar eine einfache Rechenaufgabe lösen können. Wie viel ist 5 minus 2? Die korrekte Antwort wird per Augenbewegungen signalisiert. Arme und Beine sind im Schlaf gelähmt, die Augen dagegen nicht.
Schlafforscherin Christine Blume ergänzt aber: Das hat nicht immer funktioniert, und wenn, dann auch nur bei Klarträumen, die die meisten Menschen nur selten erleben. Das sind gleich zwei Einschränkungen der möglicherweise ausgeprägten Fähigkeit, im Schlaf aktiv zu sein.