Seit fast einem Jahr kocht Sven Krüger auf einer Forschungsstation in der Antarktis. Müsli und Haferflocken sind beinahe aufgebraucht - schlimmer wäre aber, wenn die Schokolade ausgeht.
Sven Krüger ist Mitte 30 und war zuletzt in der Küche eines großen Verlagshauses in Hamburg beschäftigt. Eine Reportage über die Arbeit als Koch in der Antarktis weckte sein Interesse, sich beruflich zu verändern. "Ein halbes Jahr vorher hätte ich im Traum nicht dran gedacht", erinnert er sich.
"Das letzte Mal Frischware gab es Ende Februar. In der dunklen Jahreszeit gibt es Fisch und Leber für den Vitamin-D-Haushalt, weil wir hier gar keine Sonne abbekommen."
Die Forschungsstation Neumayer III auf dem Ekström-Schelfeis im atlantischen Sektor der Antarktis wird seit 2009 vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) betrieben und dient als Basis für die deutsche Antarktisforschung. Im antarktischen Sommer muss der Koch der Station immerhin bis zu sechzig Bewohner versorgen - im Winter sind sie nur zu zwölft.
Arbeiten in der Antarktis erfordert Fitness
Bevor er den Job ergattert hatte, musste Sven Krüger einen Fitnesstest bestehen. Nach der Zusage folgten dann ein Bergrettungskurs, ein Überlebenstraining im Eis und eine Brandschutzeinweisung bei der Marine. Kochen zu können war aber natürlich die Grundvoraussetzung.
Als es dann richtig losging, hat Sven Krüger erst mal drei Wochen lang Lebensmittel eingekauft - fast 1.500 Einzelartikel. "Ein paar Extrawünsche durften auch geäußert werden", erzählt er.
Neun Monate von der Außenwelt abgeschnitten
Sechs Container Proviant brachte der Forschungseisbrecher Polarstern im Januar 2017 in die Station. Der Rest kam per Flugzeug. Insgesamt waren es 60 Tonnen Lebensmittel für ein Jahr. Das sind genau 1.500 Liter Milch, 900 Kilo Kartoffeln und 5.000 Eier.
Bei der Einkaufsliste konnte Sven Krüger auf die Erfahrungen der letzten Jahre zurückgreifen. Ein wichtiger Aspekt, denn während des noch anhaltenden antarktischen Winters ist die Neumayer-Station III für neun Monate vom Rest der Welt abgeschnitten. Auch per Flugzeug oder Schiff geht dann nichts.
"Die Herausforderung war, ein ganzes Jahr lang auf ziemlich viel zu verzichten. Auch auf Familie und Freunde."
Wenn er gerade nicht kocht, macht Sven Krüger mit seinen Kollegen auf der Station viel Sport, denn viel Bewegung gibt es im Arbeitsalltag eher nicht. Außerdem hat er begonnen, in seiner Freizeit Spanisch zu lernen.
"Das Beeindruckendste ist die unendliche weiße Landschaft - und die Pinguine in freier Natur."
Seine Gruppe kommt sehr gut miteinander klar: "Das weiß man ja vorher nicht", sagt er und ist trotzdem froh über eine super Internetverbindung. Mit der ist ruckelfreies Videotelefonieren mit Freunden oder seiner Tochter problemlos möglich.