Eigentlich arbeitet Anna Schwarz in einem edlen Schlosshotel in Essen. Dann hat sie aber die Kelle in der Spitzenküche für eine Weile hingeschmissen und ist nach Peru gereist. Dort hat sie in einer Armenküche gekocht. Und eine ganz neue Art des Kochens für sich entdeckt.
Für Anna war es ein großes Abenteuer: ein völlig fremdes Land, ein Kulturschock, sie hatte keine Ahnung, was sie in Peru erwarten würde. Das ging schon bei so trivialen Dingen wie dem Wetter los. Im Januar ist in Peru Hochsommer, die kälteerprobte Anna knallte also erstmal gegen eine Hitzewand, als die das erste Mal einen Fuß auf peruanischen Boden setzte. Dann aber ihre erste Erkundungstour: direkt auf den Markt und Leckereien begutachten.
"Da wurden alle möglichen Tiere zubereitet, wo ich gar nicht auf die Idee kommen würde, die zu essen."
Anna ist 22 Jahre alt und Köchin, eine Spitzenköchin. Was für sie also wirklich wichtig ist, sind die Zutaten, mit denen die Peruaner ihre Speisen zubereiten. "Als Köchin schaue ich natürlich zuerst, mit was wird hier gekocht", erzählt sie, und das waren vor allem Dinge, die sie noch nie zuvor gesehen oder auf dem Teller hatte. Meerschweinchen zum Beispiel ist eine Spezialität in den Anden. Maden oder Schildkrötenteile gehören auch zu peruanischen Spezialitäten.
Sie wollte alles probieren, dafür war Anna schließlich nach Peru gekommen. Und diese Einstellung passt gut zur peruanischen Mentalität: "Man schlachtet und dann verwendet man auch jedes Teil vom Tier", berichtet sie. Statt sich dann nur das feine Filet zu schnappen, sind Perus Köche bereit, alles vom Tier zu verwenden. Ganz ohne Berührungsängste.
"In einen Restaurant sollte ich Rüsselkäferlarven zubereiten. Das wollte ich nicht machen. Aber die dann zu essen, wenn sie dann gar sind, ist das wieder etwas ganz anderes."
In Essen arbeitet Anna in einem Schlosshotel, eine feine Adresse für Gäste mit ein paar Euro mehr in der Tasche. In Peru hat sie auch für die Ärmsten gekocht: In einem Comedor, einer von Hausfrauen betriebenen Einrichtung für Bedürftige, hat sie den ganzen Tag am Kochtopf gestanden. Das Team hatte dort ein Budget von 60 Euro zur Verfügung - davon mussten etwa 50 Personen satt werden. Ohne Cleverness geht das nicht.
Mit der Kartoffel geht doch noch was
Günstiges und leckeres Essen kochen ist eine Sache, mit den Ärmsten in Peru in Kontakt kommen eine ganz andere. "Ich dachte, das wäre für mich irgendwie schwer, weil ich noch nie mit so krasser Armut in Kontakt war", sagt Anna. In der Realität sah das aber alles ganz anders aus, sie hat viele interessante Menschen kennengelernt, erfahren, wie sie in der Armut gelandet wird. Anna erinnert sich: "Ich habe Demut empfunden." Und sie überlegt nun zwei, drei Mal, ob sie eine alte Kartoffel wegwirft. Oder ob sich mit ihr nicht doch noch etwas anstellen lässt.
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