Anke Domscheit-Berg sitzt für die Partei Die Linke neu im Bundestag - und ist jetzt schon sehr genervt vom Trinkverbot dort. Sie muss den Plenarsaal jedes Mal verlassen, wenn sie einen Schluck Wasser möchte. Warum?
"Die Regelung muss weg, und ich will mich dafür einsetzen", sagt Anke Domscheit-Berg, die für Die Linke neu im Bundestag ist. In der Tagesordnung des Bundestags sind keine Pausen vorgesehen. Sitzungen können morgens um 9 Uhr anfangen und bis spät in die Nacht andauern. Wer in dieser Zeit Durst bekomme, müsse den Plenarsaal verlassen. Auch wer Hunger hat, einen Anruf bekommt oder auf Toilette muss, geht raus und verpasst in dieser Zeit, was im Plenarsaal diskutiert wird.
"Im Plenarsaal sind Essen und Trinken verboten. Das wird damit begründet, dass es die Würde des Hauses verletzten würde, wenn man isst und trinkt."
Verhaltensregeln im Bundestag
Und es gibt noch mehr Verhaltensregeln für die Parlamentarier - sie sind in der Hausordnung des Deutschen Bundestags festgehalten. Und darin heißt es: "In den Gebäuden des Deutschen Bundestages sind Ruhe und Ordnung zu wahren. Die Besucher haben die Würde des Hauses zu achten und auf die Arbeit im Haus Rücksicht zu nehmen. Insbesondere sind alle Handlungen zu unterlassen, die geeignet sind, die Tätigkeit des Deutschen Bundestages, seiner Gremien, Organe und Einrichtungen zu stören."
Anke Domscheit-Berg sagt, sie respektiert die Würde des Hauses, aber sie habe nun mal ein starkes Trinkbedürfnis, weil im Saal die Luft so trocken sei. Es gibt auch Zeiten, wo sie mehr trinkt als sonst. Beispielsweise im Dezember, als sie erkältet war. Ihre beiden Optionen: entweder komplett fehlen oder jede Viertelstunde rausgehen, um ein Schlückchen zu trinken.
"Ich kann verstehen, dass man nicht möchte, dass da Brotpakete ausgepackt werden und Cola-Dosen auf den Tischen stehen. Aber warum man nicht eine einheitliche, standardisierte Wasserversorgung ermöglicht, das kann ich nicht verstehen."
Gespräche während der Debatten
Das sehen nicht alle als Problem an. Grünen-Politikerin Lisa Paus etwa findet die Wasser-Regelung gar nicht schlimm. Sie sagt, die Akustik im Plenarsaal sei sehr gut. Da würde man das Rein- und Rausgehen der Abgeordneten kaum hören. Aber was ist mit Gesprächen während der Debatten? Die seien erlaubt, so Paus. Sie meint, dass die Gespräche im Plenarsaal mehr geworden sind, seit die AfD im Bundestag sitzt.
"Da steht ein AfD-Abgeordneter vorne und dann bespricht man auch mal miteinander, was jetzt die beste Weise ist, um damit umzugehen."
Anke Domscheit-Berg jedenfalls ist fest entschlossen: Sie möchte sich an den Ältestenrat wenden. Sie sagt, dass es beispielsweise unvorstellbar wäre, dass ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern verbietet, Wasser zu trinken. Und an sich selbst beobachtet sie, dass sie selten raus geht, um zu trinken - obwohl sie weiß, dass das ungesund und schlecht für die Konzentration ist. Eben weil sie die anderen bei der Debatte nicht stören möchte.