Gleichberechtigung müsse bei den Männern anfangen, findet Anil Altintas. Wie sich das allgemeine Rollenbild verändern sollte und warum muslimische Männer oder Männer, die für Muslime gehalten werden, mit rassistischen Vorurteilen kämpfen müssen, erzählt er uns im Interview.
Wenn er in einen Bus einsteigt, bekommt er manchmal diese Blicke. Dann weiß Anil Altintas, dass er jetzt wieder in diese eine Schublade gesteckt wird: "Wenn Leute mich anschauen, werde ich als Muslim gelesen und sie denken, dass ich keine Ahnung von Gleichberechtigung habe." Das mediale und gesellschaftliche Bild von Männern, die anhand ihres Aussehens als muslimisch identifiziert werden, sei oft das des harten, sexistischen Machos.
"Das ist eine Form des Rassismus, die medial verbreitet wird", sagt Anil und hat dabei zum Beispiel die Berichterstattung über die Silvesternacht in Köln 2015 im Kopf oder auch die nach dem 11. September 2001. In beiden Fällen waren muslimische Männer Mittelpunkt der Berichterstattung, die sich dann auf das gesamtgesellschaftliche Bild ausgewirkt hat, sagt er.
"Wenn man über muslimische Männer spricht, wird oft das Bild des gefährlichen und sehr harten Mannes gezeichnet, der eine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit darstellt."
"Ich nehme das im Alltag als Mikroaggression war, aber ich habe mich daran gewöhnt", sagt er. Er habe außerdem keine Kraft mehr, auf jede dieser Situationen zu reagieren.
Männer müssen zuhören und Machtpositionen reflektieren
Anil ist einer von vier deutschen Botschaftern der HeForShe UN Women-Kampagne. Er setzt sich in diesem Zuge mit Männlichkeitsbildern auseinander und findet, dass Männer in Machtpositionen Schlüsselfiguren auf dem Weg in eine gleichberechtigte Welt sein können: "Sie müssen reflektieren, in welcher Form sie bevorzugt werden, zum Beispiel durch Gesetze, Vorteile und Privilegien."
Eine neue Genderrolle würde aber nicht bedeuten, dass Männer nur Kompromisse für ein besseres Leben von Frauen und nicht-binären Personen machen müssten, sie hätten auch persönlich etwas davon, glaubt er. Männer leben durchschnittlich fünf Jahre kürzer, das liege an ihrem Lebensstil und dem Männerbild, dem sie sich hingeben: "Immer Vollzeit arbeiten, sich auf dem Fußballplatz in jeden Zweikampf werfen und danach zehn Bier trinken."
"Auch alltägliche Dinge wie Haushalt, Kinderbetreuung und Pflegearbeiten müssen Thema sein."
Ein moderneres Männerbild könnte diesem Trend entgegenwirken, glaubt Anil. Wir müssten nur daran arbeiten, dass nicht mehr nur Cis- und heterosexuelle Männer als die Norm gesehen werden: "Sonst versuchen Männer einer Norm zu entsprechen, die der Gesellschaft und ihnen selbst schadet."
Anil Altintas hat persönlich keine Angst auch mal Genderklischees zu entsprechen, findet aber wichtig, dass auch Formen von anderer beziehungsweise alternativer Männlichkeit akzeptiert werden: "Ich hab auch Bock auf Fußball gucken und Bier trinken, will aber auch lateinamerikanische Tänze machen, ohne blöd dafür angeguckt zu werden."
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