Manchmal reicht nur ein einziger Ton - und wir knabbern nervös an Fingernägeln, zittern vor Angst und wollen uns ganz tief unter die Bettdecke verkriechen. Horrorfilme spielen damit. Die Macher wissen genau, welchen Sound sie treffen müssen, damit uns der Schweiß ausbricht.

Am schlimmsten sind die Murmeltiere. Aber auch Füchse, bestimmte Vogelarten und sogar Erdmännchen gehen uns tierisch an die Nieren. Jawohl, wenn eines dieser putzigen Tiere vor Angst quietscht und schrille Schreie von sich gibt, ist das für uns der pure Horror. Der US-Biologe Daniel Blumstein hat das herausgefunden, als er für ein Forschungsprojekt ein süßes Baby-Murmeltier in den Händen hielt.

"Ich hielt es vorsichtig fest, doch dann hat das Murmeltier geschrien und ich hab es fast fallen lassen. Normalerweise berühren mich Tiergeräusche nicht sonderlich, warum war ich dann so erschreckt? Es war der Schrei."
Daniel Blumstein, Biologe, über sein Murmeltier-Erlebnis

Die Schreie der Tiere, diese Sound-Muster, nennt Daniel Blumstein non-lineare Geräusche. Das sind übersteuerte oder verzerrte Töne, oft mit hohen Frequenzen, die unerwartet und plötzlich auftauchen - ein bisschen eben wie bei Schreien von tierischen oder auch menschlichen Babys. Babys in Gefahr - das löst in uns pure Angstreflexe aus. Hollywood weiß das.

Von "Psycho" bis "Jurassic World"

Lieblingsbeispiel: Der Horror-Altmeister Alfred Hitchcock hat in seinem "Psycho" zur Mord-Szene in der Dusche Geigen spielen lassen. In hohen Tönen, ohne Harmonie, dissonant. Damit klangen die Instrumente schon fast wie Schreie. Das ist von Murmeltieren inspirierte Musik, sagt Biologe Blumstein. Das das auch mit anderen Tiergeräuschen funktioniert, hat gerade erst wieder "Jurassic World" mit verzerrtem Löwenbrüllen als T-Rex-Kampfschrei bewiesen.

"Warum sollte das, was wir bei so vielen Tierarten entdecken, nicht auch bei Menschen funktionieren? Jedenfalls gibt es Leute in der Filmindustrie, die viel mehr Geld verdienen als ich, und genau daraus Kapital schlagen."
Daniel Blumstein, Biologe, über den Sound der Angst

Extremen Horror bekommen wir aber nicht nur über Tierklänge. Richtig Angst macht: Infraschall. Dieser Bass ist so tief, dass wir ihn gar nicht mehr hören können. Wir spüren höchstens Vibrationen in unserem Brustkorb, wenn er besonders laut ist.

Keine Musik für schwache Nerven

Britische Forscher haben 2003 ein Experiment gemacht: Menschen, die bestimmte Musik mögen, mögen sie mit Infraschall noch mehr. Wer sie nicht mag, hasst sie sogar. Und jeder Fünfte bekommt es sogar mit Beklemmung, Unbehagen oder Übelkeit zu tun. Lasst den Horror beginnen.

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Shownotes
Horror im Kino
Der Sound der Angst
vom 25. August 2015
Moderator: 
Sven Preger
Autor: 
Johannes Döbbelt