Gebt's zu: Wenn der Hals komisch kratzt oder die Kopfschmerzen nicht vergehen wollen, dann rennen wir meist nicht gleich zum Arzt - wir googlen! Dann werden Kopfweh oder Husten schnell zum Gehirntumor oder einer tödlichen Grippe.
Das Spektrum des Gesundheits-Googlens ist groß, von ziemlich harmlos - welcher Tee hilft mir bei Halsschmerzen? - zu pathologisch, dann, wenn sich Onlinesucht und Hypochondrie zur so genannten Cyberchondrie vermischen.
Echte Klickbringer
Diese Gier nach medizinischen Informationen spielt anderen in die Hände. Denn das Thema Medizin ist im Netz schlicht ein gutes Geschäft: Gesundheitsartikel sind der Renner! Wer Klickzahlen will, muss nur über Symptome, Krankheiten und Epidemien berichten.
Harro Albrecht ist Arzt und Wissenschaftsredakteur bei Die Zeit. In seinem Vortrag erzählt er aus dem Alltag des Medizinjournalismus und reflektiert über die Widersprüche und Schwierigkeiten, die ihm täglich begegnen.
"Angst ist ansteckend. Das ist für die Auflage günstig, denn nichts lässt sich medial besser bewirtschaften als ein kollektives Panikgefühl."
Die Klick- und Leserzahlen stellen Medizinjournalisten vor eine echte Herausforderung. Sie sollen über das schreiben, was die Leser, Hörer oder Zuschauer interessiert. Gleichzeitig aber verstößt es gegen sämtliche journalistischen Basisregeln, Ängste zu schüren oder sie nur zu bedienen, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
Albrechts Vortrag hat den Titel "Von Journalisten als Gefühlsverstärkern". Er hat ihn am 26. Januar 2018 am Einstein Forum in Potsdam gehalten, im Rahmen der Tagung "Angst machen. Koproduzenten eines Gefühls".
Mehr zur Krankheitssuche im Netz:
- Dr. Bing und Dr. Google - suchen wir uns krank? | Alexander von Humboldt - Institut für Internet und Gesellschaft
- Krankheiten: Jeder Zweite sucht Rat im Netz | Nach der Internetrecherche kommen Patienten oft mit unangemessenen Ansprüchen und Erwartungen in die Praxis.