Was haben eine Speisekarte, eine Mathematikaufgabe und ein Kontoauszug gemeinsam? Man muss sie lesen können, um sie zu verstehen. Wer das nicht kann, ist in vielen alltäglichen Situationen aufgeschmissen. Trotz Schulpflicht leben in Deutschland viele Menschen, die nicht ausreichend Lesen und Schreiben können. Der Verein Lesen und Schreiben e.V. ist ein Beispiel dafür, wie Erwachsenen Hilfe finden, um ihr Defizit zu beheben. Anna Seibt hat Ute getroffen, die hier mit über 50 Jahren das nachholt, was andere in der Grundschule lernen
"Ich habe angefangen als Zimmermädchen im Hotel. Irgendwann fing es an, dass ich dann nur noch jahrelang in der Küche gearbeitet habe. Und da musste man ja auch nicht lesen und schreiben als Küchenhilfe."
Ute hatte viele Geschwister und Eltern, die wenig Zeit hatten, sich um alle Kinder zu kümmern. Also blieben das Lesen und das Schreiben auf der Strecke. Sie hat dann Jobs als Zimmermädchen gehabt oder in der Küche. Da spielte ihr Analphabetismus keine Rolle.
Hilfe vom Enkel
Doch irgendwann wurde sie gekündigt. Und auf dem Arbeitsamt schlug man ihr einen Kurs im Verein Lesen und Schreiben als Weiterbildungsangebot vor. So holt sie mit über 50 Jahren das nach, was andere in der Grundschule lernen - ihr zehnjähriger Enkel unterstützt sie dabei.
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