Die École Nationale d’Administration - kurz ENA - ist nicht irgendeine Schule. Hier werden Frankreichs zukünftige Staatsdiener ausgebildet. Das Auswahlverfahren erfolgt anonym. Aber garantiert das auch echte Gleichheit?
In die ENA in Straßburg zu kommen ist gar nicht so leicht. Nicht mal für Journalisten. Schon den Eingang zu finden ist eine echte Herausforderung. Alle Türen und Tore sind verriegelt, selbst der Innenhof ist eingezäunt. Kein Wunder, denn hier studiert Frankreichs Elite. Die Menschen, die später einmal die Geschicke des Landes leiten sollen - als Staatssekretäre, Minister oder Präsidenten.
"In dem Moment, in dem man angenommen wird - da verändert sich die Welt ein bisschen. Die Leute werden netter und hilfsbereiter, man hat das Gefühl: mit dem Status, der sich ändert, ändert sich auch das Ansehen, das man bei anderen hat. Dass man diese Aura der Macht erreicht hat, die die Franzosen so fasziniert."
Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royale ist durch diese Schule ebenso gegangen wie Ex-Regierungschef Dominique de Villepin und Frankreichs jetziger Präsident Francois Hollande. Sie alle sind Enarchen. Und sie alle mussten durch das strenge Aufnahmeverfahren der École Nationale d'Administration.
Gleichheit am Ende eines ungleichen Weges
Rund 2000 Bewerber stellen sich jedes Jahr der Aufnahmeprügung für die ENA - nur etwa 100 bekommen am Ende einen Platz. Das Bewerbungsverfahren ist anonym. Herkunft, Geldbeutel, Beziehungen - das alles zählt nicht bei der École Nationale d’Administration. Wichtig ist allein die Leistung der Bewerber. Klingt nach Demokratie und Gleichheit? Nun, die Antwort lautet: ja - und auch wieder nein.
"Dass ich da hinkommen konnte, ist nicht nur mein eigener Verdienst - das verdanke ich auch der Tatsache, dass ich auf einem Privatgymnasium war. Ich konnte an sehr sehr guten Unis studieren. Hätte ich nicht diese Schullaufbahn gehabt, wäre ich heute nicht an der ENA."
Denn der Weg in die ENA ist lang und hart. Und auch wenn im Ziel nach Égalité gestrebt wird - auf dem Weg herrscht sie dann doch nicht. Denn auch in Frankreich hängt der Bildungsweg stark vom Einkommen der Eltern ab. Oder zumindest von deren Engagement. Die ärmeren Kinder aus den heruntergekommenen Vororten Frankreichs finden nur selten den Weg nach ganz oben.
DRadio Wissen Reporterin Julia Möckl hat sich auf den Weg nach Straßburg gemacht, um an der ENA nach Gleichheit zu suchen. Gefunden hat sie Ève, Arnaud und Rayan, die alle auf ganz unterschiedliche Art und Weise den Weg in Frankreichs Elite-Schule geschafft haben.
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