Jung, werte-konservativ und jetzt auch skandalös: CDU-Politiker Philipp Amthor soll sich Vorteile verschafft haben – durch Lobby-Arbeit für Augustus Intelligence, einem amerikanischen Start-up, über das nicht viel bekannt ist.
CDU-Bundestagsabgeordneter Philipp Amthor soll das US-amerikanische Start-up Augustus Intelligence (AI) unterstützt haben.
Was genau hinter AI steckt – darüber ist bislang nicht viel bekannt. Auf der Website hält sich das Unternehmen bedeckt. Klar ist nur: Es geht um künstliche Intelligenz, um maschinelles Lernen, um Programme für Gesichts- und Objekterkennung, sagt ARD-Korrespondetin Antje Passenheim.
In einer Stellenanzeigen schreibt das Start-up außerdem, es arbeite an "sicheren KI-Tools, die die Frustration alltäglicher Entscheidungen für Menschen und Unternehmen überall beseitigen." Auch wenn sich das Start-up bislang unter dem Radar bewegt, heißt das noch lange nicht, es habe kein Potenzial, sagt Antje Passenheim. Im Gegenteil zu vielen Unternehmen in der Szene, die sich spezialisieren, stelle sich AI sehr breit auf.
"Wer auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz ein Start-up macht, der konzentriert sich gewöhnlich auf eine Sache, aber AI hat alles im Programm."
Verschleierte Geschäfte
Für Kenner der Branche bleiben viele Fragen offen, sagt Antja Passenheim, denn vieles bleibe "ziemlich kryptisch." Einblicke in den Gewinn und Umsatz gebe es keine. Das Impressum sei im März plötzlich von der Internetseite verschwunden.
Auch wundern sich viele, wie sich ein junges Unternehmen die Miete für eins der teuersten Büros in New York leisten kann. Ein Grund, vermutet die Journalistin, könnte der Nachbar auf der 77. Etage des One World Trade Center sein: Karl-Theodor zu Guttenberg.
"Die segeln unter dem Radar in einem heiß umkämpften Markt, und wachsen bis sie zuschlagen, bis sie nach oben kommen."
Das Verhältnis mit dem CSU-Politiker und ehemaligen Verteidigungsminister beschränkt sich nicht nur auf gute Nachbarschaft. Er besitzt Anteile an der
Firma und war bis März noch als Präsident auf der Homepage aufgeführt. Die Recherche des Spiegels hat außerdem ergeben, dass weitere hochrangige Namen der CDU und CSU in AI investiert haben. Darunter der Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Über die Kontakte ist vermutlich auch Philipp Amthor mit dem Start-up ins Gespräch gekommen.
Reiche Geldgeber aus Politik und Wirtschaft
Trotz großer Finanziers gebe es in den US-Medien keine Informationen zu Augustus Intelligence – weder in den Nachrichten noch in Start-up-Blogs, sagt Antje Passenheim. Eine Briefkastenfirma, wie Gerüchte behaupten, sei es aber nicht. Davon ist die ARD-Korrespondentin überzeugt. Sie hat recherchiert und mit ehemaligen Geschäftspartnern gesprochen, die das Büro von innen gesehen haben.
"Es gibt das Gerücht, es könnte eine Briefkastenfirma sein, weil alles so verschleiert ist. Ich habe Leute gesprochen, die gesagt haben: Nein, es gibt dieses Büro."
Der führende Kopf des Start-ups ist der 33-jährige Deutsche Wolfgang Haupt. Viel interessanter sei aber der Mitgründer Pascal Weinberger, sagt Antje Passenheim. Der Frankfurter ist erst 23 Jahre alt, gilt in der Szene als eine Art Wunderkind. Mit 15 Jahren habe er bereits Fernkurse am Massachusetts Institute of Technology in Boston belegt.
Doch Pascal Weinberger soll auch ein begnadeter Fundraiser sein. Er ist in der Welt der Superreichen gut vernetzt. Für ihn sei es vermutlich nicht sehr schwer, Investoren zu finden, die hohe Summen für AI bereitstellen, sagt Antje Passenheim.
"Da unten sind die jungen Start-uper mit den Superstars der künstlichen Intelligenz, und daneben sind die Papis, die das Geld und die Connections haben."
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