Fast Fashion ist billig produziert und soll auch nur eine Saison halten. Von dieser minderwertigen Ware landet immer mehr im Altkleidercontainer. Ein Verlustgeschäft für die Verwerter.
Kennen wir: Es war echt mal ein cooles Teil – damals, vor fünf Monaten, als wir es gekauft haben – aber jetzt, so nach sechs mal waschen ... Jetzt ist es ausgeleiert, die Farben sind verblasst oder die Nähte geben nach. Im schlimmsten Fall alles auf einmal. Aber es war mal ein cooles Teil!
Konsequente Menschen erkennen sofort: 'Ich werde es nie wieder anziehen' und geben es direkt in den Altkleidercontainer. Liebhaber behalten es noch ein bis zwei Jahre, vielleicht auch drei, aber dann geht das ehemals coole Teil schlussendlich denselben Weg. "Für andere ist das ja noch gut." "Die freuen sich bestimmt."
Mit Altkleider-Müll lässt sich kein Geld verdienen
Die Wahrheit ist: Nein! Niemand freut sich über ein ausgebeultes, formloses, kaputtes und längst nicht mehr modernes ehemals cooles Teil. Sammler von Altkleidern sagen:
"Das ist Müll!"
Und für unseren Müll sind Altkleider-Sammler dann verantwortlich, die dann zusehen müssen, wie der Müll erst aussortiert und dann entsorgt wird. Inzwischen liegt der Anteil der Klamotten, die minderwertig oder einfach durch sind, bei 50 Prozent.
Mit Fast Fashion lässt sich nicht kostendeckend arbeiten
Diese 50 Prozent werden entweder zu Putzlappen gemacht oder müssen sogar kostenpflichtig entsorgt werden. Thomas Ahlmann arbeitet beim Sammel-Dachverband Fairwertung, ein Zusammenschluss von 130 gemeinnützigen Sammelorganisationen, die Altkleider-Spenden für soziale Projekte sammeln. Er sagt: "Wenn das mit dem hohen Anteil an Fast Fashion so weiter geht, können wir nicht mehr kostendeckend arbeiten."
"Wenn der Anteil minderwertiger Textilien immer weiter steigen würde, wäre es irgendwann schwierig, dieses System aufrecht zu erhalten."
Die Grafik von Fairwertung zeigt, was im Schnitt in den Altkleider-Containern landet. Thomas Ahlmann sagt, im Prinzip bringt die komplette linke Seite der Grafik gewerblichen Textilverwertern Verluste, da das Sortieren und Verwerten von minderwertigen Textilien nicht kostendeckend ist. Das sei auch ein Grund dafür, dass Sortierbetriebe zunehmend in Niedriglohnländer abwandern.
Wir sollten beim Kaufen wieder mehr auf Qualität setzen
Sonja Großilbeck ist stellvertretende Betriebsleiterin der AID Essen, die unter anderem Second-Hand-Läden betreibt. Sie wünscht sich, dass ein Umdenken stattfindet und Menschen wieder mehr qualitative Ware kaufen. Früher sei der Baumwollstoff viel fester gewesen, und die Nähte seien anders verarbeitet worden, sagt sie. Inzwischen verliere fast alles seine Form.
"Wichtig wäre es schon, beim Einkauf darauf zu achten, dass Textilien möglichst langlebig sind."
Fazit: Was Müll ist, kann auch auf den Müll. Was qualitativ noch taugt, kann im Second-Hand-Laden noch verkauft werden - oder es hilft Bedürftigen. Dann kann es in den Altkleidercontainer. Wer da skeptisch ist: Mit den teils dubiosen Geschäften auf diesem Markt haben wir uns auch schon mal beschäftigt. Das könnt ihr hier nachlesen.
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