Erwachsene dürfen sich wirklich alles angucken – auch im Kino. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft entscheidet, was Kinder und Jugendliche dort sehen dürfen. So arbeitet die Firma.
Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft – kurz FSK – wird 70 Jahre alt. Am 18. Juli 1949 hat die FSK ihren ersten Film geprüft. Das war Paul Martins Komödie "Intimitäten". Unser Reporter Johannes Döbbelt hat sich die heutige Arbeit der FSK und die Kritik daran angesehen.
Bei der FSK arbeiten rund 250 ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer. Sie entscheiden nach Angaben der FSK völlig unabhängig darüber, welche Altersfreigabe der Film am Ende erhält. Die GmbH finanziert sich durch Gebühren, die je geprüftes Medium erhoben werden.
Zu den Prüfern der FSK kommen ein Vertreter der Landesjugendbehörden und ein Sachverständiger für Jugendschutz. Bei Kinofilmen gucken sich immer fünf Prüfer einen Film an und entscheiden dann nach dem Mehrheitsprinzip. Ihre Grundlage ist das Jugendschutzgesetz. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien ist eine andere Einrichtung.
Die Prüfer entscheiden nach folgenden Kriterien:
- Wie ist die Sprache?
- Wie sieht es mit Gewalt oder Sex aus?
- Könnten die geprüften Medien Kinder und Jugendliche negativ beeinflussen, zum Beispiel verängstigen?
An der Arbeit der FSK gibt es immer wieder Kritik. Viel diskutiert wurde beispielsweise über den Film "Keinohrhasen" von Til Schweiger. Er war zunächst ab sechs Jahren freigegeben worden. Auch Landesjugendbehörden fanden diese Freigabe zu großzügig – unter anderem wegen der Sexszenen. Dann wurde die Prüfung wiederholt. Die Altersfreigabe wurde dann auf zwölf Jahre hochgesetzt.
Kontroverse um Harry Potter
Bei Harry Potter "Die Kammer des Schreckens“ war es umgekehrt. Diesen Film hatte die FSK zuerst ab zwölf Jahren eingestuft – für den Filmverleih problematisch, weil dann in der Regel deutlich weniger Kinotickets verkauft worden wären.
Deswegen wurden dann für die deutsche Version einige Szenen rausgeschnitten - und dann konnte der Film doch ab sechs Jahren in den Kinos laufen. Auch als Reaktion darauf ist mittlerweile die Regelung etwas anders. Auch unter zwölfjährige dürfen bereits in Filme ab zwölf - wenn die Eltern dabei sind.
Insgesamt habe sich die Freigabepraxis der FSK in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich verändert. Was die Organisation vor zwanzig Jahren ab 16 freigegeben hätte, gäbe sie heute ab zwölf frei, meint Ines Walk. Sie ist Chefredakteurin von moviepilot.de. Das liege daran, dass Sex- und selbst Horror-Szenen in Filmen heute nicht mehr so tabuisiert seien wie früher, mehr Richtung Mainstream gerückt seien.
"Ich glaube, dass heute Filme für zwölfJährige freigegeben werden, die vor 20 Jahren für 16-Jährige freigegeben worden wären. Da ist viel in unserer Wahrnehmung passiert."
Über die Altersstufen der FSK wird immer wieder gestritten. Manche wünschen sich noch zusätzlich die Stufe "Ab 14" einzuführen. Vier Jahre Abstand zwischen sechs und zwölf und zwischen zwölf und 16 sind diesen Kritikern zu groß. Die FSK selbst ist dagegen, weil es dann für die Kinos zu kompliziert würde, das Alter der Jugendlichen zu überprüfen.
Für einen wachsendes Segment des Bewegtbildmarkts ist die FSK übrigens gar nicht zuständig: die Streaming-Dienste. Nur die Filme, die im Kino laufen oder als DVD/Blu-Ray rausgekommen sind, die haben eine FSK-Prüfung und müssen bei den Streamingplattformen angezeigt werden. Bei den ganzen Eigenproduktionen, die nur online laufen, reicht es, wenn die Anbieter eine eigene Bewertung vornehmen.
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