Knapp 18 Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Deutschland sind von Altersarmut betroffen – Tendenz steigend. Für jüngere Menschen könnte das Problem später noch größer werden. Deshalb ist es wichtig, sich so früh wie möglich mit der Rente zu beschäftigen. Das geht auch von zu Hause.

In den vergangenen 15 Jahren hat die Altersarmut hierzulande zugenommen. Fast 700.000 Menschen bekommen eine Grundsicherung im Alter. Laut Statistik sind Menschen Altersarmut-gefährdet, wenn sie über 65 Jahre alt sind und weniger als 1.400 Euro monatlich zur Verfügung haben.

"In der Statistik gelten Menschen als Altersarmut-gefährdet, die über 65 sind und weniger als 1.400 Euro im Monat haben."
Sarah Brendel, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Für Altersarmut gibt es verschiedene Gründe. So fehlt Menschen, die zum Beispiel längere Zeit arbeitslos waren, in Teilzeit gearbeitet oder sich um Familienangehörige gekümmert haben, häufig Geld, da sie dadurch nicht so viel in die Rentenversicherung eingezahlt haben.

Rente: Trotz Vollzeitjob wenig Geld

Doch auch Menschen, die ihr Leben lang durchgehend arbeiten, aber nur ein geringes Einkommen haben, können von Altersarmut betroffen sein. Ein Beispiel dafür sind medizinische Fachangestellte, die in Vollzeit etwa 2.300 Euro brutto verdienen. Ihre Rente liegt später oft nur bei 800 bis 1.000 Euro.

Immerhin: Dass jüngere Generationen ihre Eltern zukünftig finanziell unterstützen müssen, ist eher unwahrscheinlich, beruhigt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Sarah Brendel. Wer noch in der Ausbildung, Studium oder am Anfang der Berufskarriere ist, hat selbst nur wenig Geld zur Verfügung.

"Wahrscheinlicher sind Unterstützungen eher nicht-materieller Art – also Hilfeleistung oder emotionale Unterstützung. Da wird im Moment schon sehr viel geleistet."
Andreas Mergenthale, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

Andreas Mergenthaler vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung betont, dass finanzielle Unterstützung in den meisten Fällen eher von den Eltern an die Kinder fließt. Kinder unterstützen ihre Eltern häufig auf andere Weise – mit nichtmateriellen Hilfeleistungen oder mit emotionaler Unterstützung.

Unsere Eltern arbeiten länger

Die Babyboomer-Generation, die dieser Jahre ins Rentenalter kommt, ist bereit, lange und viel zu arbeiten. Laut Andreas Mergenthaler seien sie gesundheitlich und körperlich fit und hätten ein starkes Arbeitsethos. Eine verlängerte Erwerbstätigkeit sei bei ihnen wahrscheinlich, was erste Daten belegen würden.

Indirekt unterstützen wir unsere Eltern übrigens finanziell bereits, wenn wir in die Rentenversicherung einzahlen. Die Beiträge fließen in die Rentenzahlungen derjenigen, die aktuell im Ruhestand sind und tragen so zur Rentenfinanzierung bei.

Altersarmut: Millennials und Gen Z sorgen wenig vor

Die Babyboomer haben als geburtenstarke Generation selbst weniger Kinder, dadurch gibt es in Zukunft weniger Einzahler*innen in die Rentenkasse. Trotzdem dürfen die Rentenbeiträge für Millennials und Gen Z nicht zu hoch sein, weil sie selbst noch lange arbeiten müssen. Es tut sich da also eine Lücke auf. Und deshalb können wir uns nicht mehr alleine auf gesetzliche Rente verlassen.

"In einer Jugendstudie haben 48 Prozent angegeben, dass ihnen das Sorgen macht. Viele fühlen sich auch nicht gut informiert bei dem Thema Altersvorsorge."
Sarah Brendel, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Das Problem der Altersarmut ist den Millennials und der Gen Z bewusst. In einer aktuellen Jugendstudie gaben 48 Prozent der Befragten an, sich darüber zu sorgen. Viele fühlen sich demnach zudem schlecht informiert beim Thema Altersvorsorge und haben deshalb keine private Rente abgeschlossen. Oft fehlt auch das nötige Geld, um zusätzlich vorzusorgen. Das erhöht aber das Risiko, im Alter von Armut betroffen zu sein.

Lasst Euch beraten

Falls ihr Hilfe sucht und aus dem Netz oder Büchern nicht wirklich schlauer werdet, könnt ihr euch auch Beratung suchen - die muss auch nicht immer etwas kosten oder abhängig sein:

  • Kostenlose Beratung gibt's etwa per Video von der Deutschen Rentenversicherung.
  • Helfen können auch die sogenannten Versichertenältesten: Das sind Rentner und Rentnerinnen, die ehrenamtlich für die Deutsche Rentenversicherung jüngere Menschen zum Thema Rente beraten.
  • Es gibt aber auch andere Stellen: So könnt ihr euch zum Beispiel bei Sozialverbänden oder Gewerkschaften Hilfe suchen.
  • Auch die Verbraucherzentralen beraten zu Altersvorsorge - allerdings in der Regel gegen Gebühr, die regional unterschiedlich sein kann.
Shownotes
Wachsendes Problem
Millennials und Gen Z sorgen sich vor Altersarmut
vom 14. Oktober 2024
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Sarah Brendel, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin