Viele von uns wollen das Klima schützen, aber deshalb vegan leben, die Heizung herunterdrehen und vor allem: das Auto stehen lassen und auf Fahrrad, Bus und Bahn umsteigen? Das funktioniert nicht für alle. Auch nicht in Großstädten wie Berlin.
Trotz Öffis aufs Auto angewiesen
Mio, 25, lebt in Berlin, wo sie eigentlich den öffentlichen Nahverkehr nutzen könnte. Und trotzdem fährt sie mit dem Auto. Sie arbeitet in der Pflege im Schichtdienst, heißt, sie muss auch nachts oder sehr früh unterwegs sein. Genau in diesen Randzeiten klappt das mit den Öffis aber nicht so gut. Deshalb ist sie dann doch aufs Auto umgestiegen.
"Ich habe es echt versucht mit den Öffentlichen, aber an den Feiertagen zum Beispiel, bin ich bis zu zwei Stunden damit unterwegs."
Lange ist Mio nur mit den Öffis gefahren und hatte auch gar kein Auto, mit der Ausbildung hätte das dann einfach nicht mehr funktioniert. Aber sie achtet darauf, dass es ihr Auto spritsparend ist und möglichst wenig die Umwelt belastet.
#9für90 wäre als #9für365 attraktiv
Zusätzlich hat sie sogar die Umweltkarte für die Berliner Öffis. Bei den aktuell hohen Spritpreisen wägt sie auch ab, ob sie wirklich mit dem Auto fahren muss oder, ob es auch mal mit den Öffis klappt, um Kosten zu sparen. Das geplante Angebot der Regierung, für drei Monate ein 9-Euro-Monatsticket bundesweit anzubieten, findet sie nicht so attraktiv. "Wäre das dauerhaft, wäre das natürlich mega, dann würde sich das auch für mich lohnen."
Klimaschutz ist Mio trotzdem wichtig und sie versucht deshalb in ihrem Alltag auf Dinge zu verzichten: Plastikmüll reduzieren, weniger Fleisch, keine Fast Fashion. Wenn es dann aber ums Autofahren gehe, merke sie, dass sie schnell an ihre Grenzen komme.
Klimaschutz für Einzelne schwierig
Alexander, 24, studiert in Köln und hat Verständnis für Menschen wie Mio, wenn es nicht ohne das Auto geht.
"Als Einzelperson ist es sehr schwierig, beim Klimaschutz alles vorbildlich zu machen. Deshalb sollte man da nicht zu streng sein."
Im Gegensatz zu Mio hat Alexander kein Auto. Er kann allerdings in der Stadt alles gut mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Er kennt aber auch die Situation, auf ein Auto angewiesen zu sein. Er ist auf dem Land groß geworden, wo der Bus nur einmal am Tag vorbeikam.
In seinem Freundeskreis oder auch unter seinen Kommiliton*innen versuchen alle so wie Alexander, kein Auto zu fahren oder sich vegan oder vegetarisch zu ernähren. Seinen Urlaub plant er in der näheren Umgebung, um so auch das Fliegen komplett zu vermeiden.
Kaum Busse auf dem Land
Melanie, 20, lebt auf dem Land und muss für ihre Ausbildung zwischen zwei unterschiedlichen Schulen und der Ausbildungsstätte hin- und herpendeln. Mit den öffentlichen Nahverkehrsmitteln würde es viel zu lange dauern, wenn es überhaupt eine vernünftige Verbindung zwischen den Dörfern gibt.
"Meine Ausbildung ist auf der anderen Seite des Landkreises und die Busanbindung dorthin ist gar nicht gut."
Auch wenn Melanie mit dem Auto fahren muss, ist ihr Klimaschutz nicht egal. Deshalb hat sie sich ein sparsames Auto ausgesucht, dass nicht viel Benzin verbraucht und "der CO2-Austoß nicht so krass ist, wie bei anderen Autos".
"In meiner Klasse ist ziemlich normal, dass alle mit dem Auto fahren, weil sie alle auf dem Land leben und einen weiten Weg haben."
In ihrem Leben macht Melanie nichts Besonderes für den Klimaschutz. Für sie ist es okay auch mal gebrauchte Dinge zu kaufen. Die Bewegung Fridays for Future findet sie gut und kennt sie von Social Media. Selbst engagieren, würde sie sich dafür aber nicht.
Hohe Preise zwingen zum Sparen
Die hohen Spritpreise zwingen sie jetzt allerdings dazu, zu überlegen, wie sie sparen kann, denn auf das Auto könne sie ja nicht verzichten. Sie überlegt sich jetzt zweimal, ob sie unbedingt mit dem Auto fahren muss oder auch auf Fahrten verzichten kann. Zumindest will sie spritsparend fahren.
Von Politiker*innen würde sie sich wünschen, dass sie mehr die Lebenslage von Auszubildenden und Studierenden im Blick haben, die wenig Einkommen haben.
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