• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Wir sind zurzeit viel mehr zu Hause: Der eine Tag ähnelt dem anderen. Irgendwie passiert kaum noch was. Das hat Auswirkungen auf unser Gedächtnis. Denn das braucht Ereignisse. Der Kognitionspsychologe Christian Stöcker weiß, wir ihr euer Gedächtnis aktivieren könnt.

Unser Erinnerungsvermögen verändert sich in Zeiten der Pandemie und des Shutdowns. Dafür gibt es verschiedene Faktoren, so Christian Stöcker. Sie alle hängen damit zusammen, dass wir zurzeit viel gleichförmiger leben. Damit fallen viele physische Aktivitäten, ebenso soziale und mentale weg, die sonst helfen, unser Gedächtnis zu trainieren.

"Jetzt ist jeder Tag so ziemlich ein bisschen wie jeder andere."
Christian Stöcker, Kognitionspsychologe und Autor

Drei Faktoren nennt der Kognitionspsychologe, die sich zurzeit auf unser Gedächtnisfähigkeit auswirken:

  • Das Leben im Shutdown ist viel gleichförmiger. Das hat zur Folge, dass wir weniger Reize aus der Umwelt erfahren. Den ganzen Tag zu Hause sein, lässt viele Reize wegfallen. Doch an solche Reize knüpfen wir Erinnerungen.
  • Wir bewegen uns viel weniger.
  • Außerdem zeigen Studien, dass viele Menschen in der Pandemie stärker mit Depressionen und auch Ängsten kämpfen. Beides hat Auswirkungen auf das Gedächtnis und ebenso auf den Schlaf. Wenn man jedoch schlecht schläft, auch einfach, weil man sich Sorgen macht, wirkt sich das auch wiederum auf das Gedächtnis aus. Denn im Schlaf festigt sich zum Beispiel unsere Merkfähigkeit.
"Den ganzen Tag im Homeoffice vor dem Rechner zu sitzen, da passiert einfach viel weniger Interessantes."
Christian Stöcker, Kognitionspsychologe und Autor

Diese relative Ereignislosigkeit während der Pandemie vereinheitlicht unseren Alltag. "Es fehlen Anker, um Unterscheidbarkeit herzustellen", sagt Christian Stöcker. Eben, dass wir zum Beispiel Kollegen und Kolleginnen treffen – in unterschiedlichen Konstellationen. Dass wir mal zum Sport gehen, mal ins Kino. Aber nun fehlen eben diese unterschiedlichen Situationen, an die wir Gedächtnisinhalte knüpfen können. Deshalb zum Beispiel erinnern wir gut jeden einzelnen Urlaubstag, denn oft erleben wir dann eben jeden Tag was anderes.

Tipps, wie ihr euer Gedächtnis auf Trab bringt

Aber wir haben auch ein paar Ratschläge für euch, wie ihr Abwechslung schafft, um mehr Anker für euer Gedächtnis zu setzen:

  • Bewegung ist gut. Beim Telefonieren ruhig rausgehen und einen Spaziergang machen. Und dann mal Wege einschlagen, die ihr sonst nicht lauft. Dann müsst ihr euch neu orientieren und navigieren. Damit aktiviert ihr euren Hippocampus, einen Teil des Gehirns, der eine wichtige Rolle für das Gedächtnis spielt.
  • Struktur in den Tag bringen. Dazu gehört zum Beispiel: nicht am Schreibtisch essen. Macht eine richtige Pause und zwar in einem anderen Zimmer, falls möglich.
  • Gestaltet das Wochenende so, dass es sich von den Werktagen unterscheidet.

Ganz grundsätzlich hilft es also, wenn ihr versucht Dinge zu machen, die etwas Abwechslung in euren Alltag zu bringen. Das geht auch im Shutdown.

Shownotes
Corona-Pandemie
Im Shutdown ähneln sich die Tage - mit Folgen fürs Gedächtnis
vom 18. November 2020
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Christian Stöcker, Kognitionspsychologe und Autor