Lange Durststrecken ohne Jobs, viel Unsicherheit und große Konkurrenz: Gerade der Karrierestart ist für junge Schauspielerinnen wie Angelina Delano mit viele Hürden verbunden.
Angelina steht gerne auf der Bühne und hat Publikum – das hat sich schon in ihrer Schulzeit abgezeichnet. Referate hat sie, im Gegensatz zu anderen, gerne vor ihrer Klasse gehalten. Sie hat es geliebt, für eine halbe Stunde die Aufmerksamkeit der Mitschüler*innen zu bekommen und ihnen etwas erzählen zu dürfen.
Der Film "American Beauty" als Inspiration
Als Teenie sieht Angelina Musicals, Serien und Filme, die sie dazu inspirieren von Beruf Schauspielerin zu werden. Ihr Umfeld kann ihren Berufswunsch zunächst nicht nachvollziehen. Und um zum nächstgelegenen Schauspielkurs zu gelangen, muss Angelina mehrere Stunden mit dem Zug fahren, da sie mit ihrer Familie in Bayern auf dem Land lebt.
"Ich kann mir keinen Job vorstellen, der mehr Spaß macht. Ich quäle mich seit Jahren da durch, weil es nur ein Moment auf der Bühne oder am Set braucht und ich bin wieder für ein Jahr komplett verliebt."
Nach dem Abitur finanzieren Angelinas Eltern ihr einen privaten Schauspielkurs in den USA. In Los Angeles teilt sich Angelina eine Wohnung mit zwei weiteren Schauspielschülern aus ihrem Kurs. Da sie keine Arbeitsgenehmigung für die USA hat, lebt sie dort sehr sparsam: Sie geht kaum aus, kocht immer selbst und Möbel kann sie sich auch nicht wirklich leisten.
Die Zeit in Los Angeles bleibt ihr dennoch als "mit die geilste Zeit" ihres Lebens in Erinnerung, nach der sie sich gelegentlich zurücksehnt.
Wenig Jobs für viele arbeitslose Schauspieler*innen
Seit zwei Jahren ist Angelina Delano wieder in Deutschland. Schauspieljobs sind meist schwer zu ergattern, weil viele Schauspielenden auf Arbeitssuche sind. Das führt oft zu Preisdumping bei den Gagen, stellt Angelina immer wieder fest, weil sich oft jemand findet, der einen Job auch für ein geringeres Gehalt annimmt, sagt sie. Vor Kurzem ist sie bei einer Schauspielagentur untergekommen, die ihr dabei hilft, Engagements zu erhalten.
"Wann so einen Job reinkommt, ist unfassbar variabel. Ich hab schon mal zwei Projekte in einer Woche und dann kommt drei Monate wieder gar nichts."
Allerdings vergehen oft Wochen und Monate bis sie wieder einen Job bekommt, der meist nur ein geringes Honorar bringt. Um ihr Einkommen aufzubessern, unterrichtet Angelina in Onlinekursen Deutsch.
Einen großen Teil des Gehalts investiert sie in ihre Karriere
Für Zugtickets, professionelle Fotos, Schauspielkurse oder Gebühren für Casting-Websites gibt Angelina den größten Teil ihrer Einkünfte wieder aus. Das Gefühl, dass ihre Eltern sie unterstützen würden, wenn sie beispielsweise ihre Wohnung aufgeben müsste, gibt ihr die Sicherheit, ihren Traum von der Schauspielerei leben zu können.
"Ich bekomme alle paar Monate mal hier einen kleinen Werbespot, hier einen Imagefilm und verdiene dann da meine 500 bis 1000 Euro."
Dieser Beitrag ist Teil der Denkfabrik "Von der Hand in den Mund – Wenn Arbeit kaum zum Leben reicht".
Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit Menschen, die arbeiten gehen, deren Verdienst aber nicht reicht, um zu sparen. Diese Jobs haben sie sich in vielen Fällen ausgesucht, weil sie die Arbeit, die sie tun, wirklich lieben. Solche Menschen, ihre Berufe, Perspektiven und Überlegungen stellen wir in dieser Reihe vor. #lovemyjob wird in loser Reihe fortgeführt.