Viele von uns fühlen sich unsicher, wenn sie nachts alleine unterwegs sind. In dieser Ab21-Folge erzählt Sylvie von einem brenzligen Erlebnis auf dem Heimweg, und ein Soziologe erklärt, was Städte tun können, damit wir uns sicherer fühlen.
"Schreib mir, wenn du zu Hause bist": Diesen Satz hat so oder so ähnlich wohl jede Frau schon einmal gesagt bekommen – vor allem dann, wenn sie sich nachts alleine auf den Heimweg gemacht hat. Dieser routinemäßige Teil von Verabschiedungen gaukelt Sicherheit vor. Laut einer Umfrage des Kinderhilfswerks Plan wurde jede fünfte Befragte schon einmal belästigt, verfolgt oder bedroht. Befragt wurden rund 1.000 Frauen und Mädchen zwischen 16 und 71 Jahren. Sie geben an, sich vor allem in Großstädten – dort insbesondere nachts auf der Straße, aber auch in Grünanlagen und in öffentlichen Verkehrsmitteln unsicher zu fühlen.
"Das Erschreckende ist, dass es überall passieren kann."
Sylvie ist eine der Frauen, die das Gefühl der Angst aus eigener Erfahrung kennt. Im Podcast erzählt sie, warum sie ein Erlebnis mit einem Unbekannten bei einer nächtlichen Bahnfahrt nicht loslässt. Außerdem erklärt sie, was sie macht, um sich beim Joggen oder auf dem Weg nach Hause sicherer zu fühlen – und welches Verhalten sie sich von Männern wünscht.
Warum wir nicht immer in Gefahr sind, wenn wir Angst haben
"Grundsätzlich ist der öffentliche Raum sicherer als der private", sagt der Soziologe Tim Lukas und beruft sich dabei auf Zahlen aus polizeilichen Kriminalstatistiken. Für seine Arbeit erforscht er sogenannte Angst- und Gefahrenräume – das sind zwei Kategorien, die wir auseinanderhalten sollten. Die Orte, an denen viele Menschen Angst hätten, seien nicht die gefährlichsten, erklärt er.
Zahlen zu Gewalt gegen Frauen:
- Jede vierte in einer deutschen Großstadt lebende Frau hat einer nicht repräsentativen Umfrage von der Organisation Plan International zufolge bereits eine sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum ihrer Stadt erlebt. Jede fünfte Befragte wurde schon einmal Opfer von Gewalt, Verfolgung oder Bedrohung.
- Als häufigsten Grund für ein Unsicherheitsgefühl nennen Frauen in dieser Befragung angsteinflößende Personen, auf Platz zwei landet schlechte Beleuchtung und an dritter Stelle das Gefühl, von Hilfe abgeschnitten zu sein.
- Die Mehrheit der Teilnehmerinnen der Befragung geben an, dass sie sich am unsichersten fühlen, wenn es dunkel ist.
- Viele Frauen erleben Gewalt vom eigenen Partner. Das ergibt eine weltweite Studie vom UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung. Demnach werden jährlich rund 50.000 Frauen und Mädchen von ihrem Ehemann, Partner oder einem Verwandten getötet – in Europa sind es rund 3.000 Menschen im Jahr.
- Eine Umfrage der "Welt am Sonntag" beim Innenministerium und bei den Landeskriminalämtern aller Bundesländer ergab, dass die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt in Deutschland während der Corona-Pandemie um sechs Prozent angestiegen ist. Demnach gab es im vergangenen Jahr 158.477 polizeilich registrierte Opfer. Zwei Drittel davon sind Frauen – das heißt, auch Männer, non-binäre und Transpersonen werden Opfer häuslicher Gewalt.
Hier bekommt ihr Hilfe:
Betroffene in Deutschland können sich unter der Nummer 08000 116 016 an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" wenden. Dort gibt es rund um die Uhr anonyme und kostenfreie Beratung.
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