Alkohol ist gesellschaftlich akzeptiert. Es ist Genuss- und Rauschmittel. Und Alkohol kann uns schaden. Wie stark, das hängt auch davon ab, welches biologische Geschlecht wir haben.

In Deutschland gilt Alkohol als Kulturgut. Das Bier nach Feierabend oder das Daydrinking am Wochenende gehört für viele dazu. Alkohol wirkt im Körper aber wie ein Betäubungsmittel. Frauen vertragen Alkohol schlechter als Männer – das hat aber nichts mit dem Gewicht zu tun.

Was Alkohol mit dem Körper macht

Es geht um zwei andere Aspekte:

  • Frauen haben weniger Wasser im Körper als Männer: Wenn eine Frau und ein Mann die gleiche Menge an Alkohol trinken und beide das gleiche Körpergewicht haben, hat die Frau eine höhere Konzentration Alkohol im Blut.
  • Frauen haben weniger Aldehyd-Dehydrogenasen (ALDH) im Körper: Das sind Enzyme, die für den Abbau von Alkohol entscheidend sind.

Das bedeutet: Frauen können alle alkoholbedingten Probleme genauso bekommen wie Männer. Bei Frauen treten die gesundheitlichen Schäden allerdings schneller auf.

Nervensystem, Organe, Krebs

Alkohol kann sich beispielsweise negativ auf das Nervensystem auswirken und dazu führen, dass wir uns schlechter an etwas erinnern oder uns weniger gut konzentrieren können. Durch Alkohol können auch chronische Leberkrankheiten entstehen oder es erkranken andere Organe. Muskelschwund ist bei Frauen ebenfalls möglich, weil sich der Körper schlechter regenerieren kann. Zudem erhöht das Trinken von Alkohol das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.

Alkohol hat sich emanzipiert

Alkohol ist für Frauen zudem mittlerweile ein Problem wie kaum zuvor. Denn Alkohol hat sich quasi emanzipiert. In den vergangenen zwanzig Jahren hat ein Wandel stattgefunden: Alkoholismus war lange ein typisch männliches Problem. Heute trinken Frauen ähnlich riskant viel Alkohol wie Männer, sagt Suchtmediziner Ulrich Kemper.

Nach Erhebungen des Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) gilt der Alkoholkonsum von mehr als 5,5 Millionen Frauen als risikoreich – Stand 2018. Bei Männern war dieses Trinkverhalten jahrzehntelang wesentlich höher, in den vergangenen Jahren ist es aber weniger geworden. Von ihnen trinken laut diesen Zahlen etwas mehr als fünf Millionen riskant viel Alkohol.

"Vor etlichen Jahrzehnten war es gesellschaftlich üblich, dass Männer mehr Alkohol getrunken haben als Frauen. Im Rahmen der Emanzipation hat sich dieses Rollenbild aufgelöst, und jetzt trinken Frauen gleichberechtigt wie Männer."
Ulrich Kemper, Suchtmediziner

Für Frauen liegt der Grenzwert für einen risikoarmen Konsum bei 12 Gramm Alkohol pro Tag, was ungefähr einem Bier (0,3 Liter) oder einem Glas Wein (0,15 Liter) entspricht. Suchtmediziner Ulrich Kemper zieht hingegen eine definierte Wochendosis vor. Die wird zum Beispiel in Großbritannien verwendet. Danach liegt der Grenzwert für Frauen bei ungefähr zwei Liter Bier pro Woche.

Das bedeutet: Es ist okay, wenn wir auf einer Party mal mehr Alkohol trinken als ein Bier. "Es ist aber wichtig, darauf zu achten, dass man es sich nicht nur Gewohnheit macht, jeden Abend ein Bier oder einen Wein zu trinken", erklärt der Suchtmediziner. Denn grundsätzlich nimmt das Risiko, einen gesundheitlichen Schaden vom Alkohol zu bekommen, mit jedem Schluck zu – unabhängig von Grenzwerten.

Du hast das Gefühl, dein Alkoholkonsum ist kritisch und du brauchst Hilfe? Die Telefonberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet unter der Nummer 0221 / 892031 eine Suchtberatung an. Für eine Online-Beratung kannst du dich hier anmelden.

Shownotes
Sucht
Frauen schadet Alkohol noch mehr als Männern
vom 04. Oktober 2023
Moderatorin: 
Tina Howard
Gesprächspartnerin: 
Pauline Wörsdörfer, Deutschlandfunk Nova