Glühwein. Cognac. Sekt. Omas Eierlikör. In Deutschland steht jeder Vierte an der Schwelle zum Alkoholismus. Der Journalist Daniel Schreiber ist selbst alkoholkrank und erklärt, wie er Weihnachten übersteht.
Wenn wir über Alkoholkrankheit sprechen, denken wir zuerst an die extremen Fälle. Die Süchtigen etwa, die jeden Tag zwei Flaschen Wodka runterschütten. Das seien aber nur die Extremfälle, sagt der Journalist Daniel Schreiber. "Die Wahrheit ist, dass die Mehrzahl der Leute mit einem Alkoholproblem ganz unauffällige Leben führen." Daniel weiß, wovon er spricht. Er hat das Buch "Nüchtern - Über das Trinken und das Glück" geschrieben - und ist selbst alkoholkrank.
"Es ist wirklich so: Wenn man selbst nicht trinkt, fällt auf, wie viel um einen herum die ganze Zeit Alkohol getrunken wird."
Die reinen Zahlen sind extrem: 27 Prozent der Deutschen stehen laut Bundeszentrale für Gesundheit an der Schwelle zum Alkoholismus, 1,77 Millionen gelten als abhängig. Jedes Jahr sterben 74.000 an den Folgen von Alkoholmissbrauch - mindestens. Aber immerhin eine gute Nachricht: Bei Jugendlichen geht der regelmäßige Alkoholkonsum seit Jahren zurück. "Für mich war es eine große Überraschung, dass Alkoholismus wirklich eine so verbreitete Krankheit ist", sagt Daniel über seine Recherchen zu seinem Buch.
Man hört auf oder man stirbt
Daniel hat mit dem Alkohol aufgehört und ist seit drei Jahren hat er seine Sucht im Griff. Tricks hat er keine: Man trinkt nicht, indem man nicht trinkt. "Das klingt einfach, ist natürlich sehr viel schwieriger", sagt er. Er hat es vor allem mit Selbsthilfegruppen geschafft. Aber der Verzicht auf Alkohol sei die einzige Alternative: Entweder man wird abstinent und trinkt gar nichts mehr - oder man stirbt an dem Alkoholproblem.
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