Die Alibaba Group hat am 26.11. ihren zweiten Börsengang realisiert. An der New York Stock Exchange ist der chinesische Internetgigant bereits seit 2014 notiert. Der wichtigste Markt mit dem größten Umsatz ist aber der chinesische, daher jetzt der Schritt an die Börse von Hongkong. Er erfolgt in nicht gerade unkomplizierten Zeiten.
Die äußeren Rahmenbedingungen für den Börsengang der Alibaba Group könnten kaum schwieriger sein. In Hongkong kommt es seit Wochen immer wieder zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Zudem hat sich das chinesische Wirtschaftswachstum in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt. Und bei den Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA ist auch kein Ende in Sicht.
Alibaba, das chinesische Amazon
Der Internetkonzern ist die eigenen Angaben zufolge größte IT-Firmengruppe Chinas. Er macht so viel Umsatz, dass einem schwindelig wird – kürzlich an einem einzigen Tag mehr als Amazon im ganzen Quartal. Das Produktsortiment von Alibaba ist dem von Amazon ziemlich ähnlich, sagt Stephan Scheuer, Journalist beim Handelsblatt und Autor des Buches "Der Masterplan - Chinas Weg zur Hightech-Weltherrschaft". Schon heute beziehen wir extrem viele Produkte aus China, manchmal sind diese lediglich mit einem anderen Logo versehen.
Über Alibaba habe man die Möglichkeit, die Handtasche oder das Smartphone quasi direkt beim Hersteller zu beziehen, so Scheuer. In Europa lässt sich über die Online-Einzelhandelsplattform AliExpress shoppen. In Süd-und Osteuropa wird diese auch genutzt, etwa in Spanien, Kroatien oder Russland – in Deutschland dagegen kaum.
"Die Produkte sind günstiger, allerdings ist der Nachteil, dass es viel länger dauert, bis sie hier bei uns ankommen."
Das hängt damit zusammen, dass die Produkte eine sehr lange Wartezeit mit sich bringen, da sie aus China verschickt werden. Ein weiterer Grund: Nicht wenige Käufer hierzulande sind von der Qualität der Produkte nicht überzeugt.
Marktdominanz in China
In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, führt Alibaba den Markt unangefochten und unerreichbar an. Amazon hat dort nie richtig Fuß fassen können, so Scheuer. Eine Reihe deutscher Händler ist auch nach China gegangen, der Aldi-Konzern etwa, der im Land der Mitte eher auf das hochpreisige Segment setzt. Für all diese Wege, Produkte nach China zu verkaufen, sei Alibaba die wichtigste Plattform.
"Das Besondere an Alibaba ist, dass es den chinesischen Markt dominiert. Und China als bevölkerungsreichstes Land der Erde besonders interessant ist für den Online-Handel. Und so kann Alibaba seine Stärke auch international einsetzen."
Es gibt relativ wenige Unternehmen, die an mehreren Handelsplätzen gelistet sind, sagt Stephan Scheuer. Bei der Alibaba Group seien die Erwartungen des New Yorker Börsengangs 2014 nicht so wirklich erfüllt worden. Der Kurs ging nach oben, aber immer mal wieder auch nach unten.
In Hongkong können auch Chinesen handeln
In der Konzernführung von Alibaba habe man wahrscheinlich den Eindruck, glaubt Scheuer, dass die Börsianer in New York, die in Alibaba-Aktien investieren, das Geschäftsmodell nicht wirklich verstanden haben. Chinesische Bürger können an der New Yorker Stock Exchange nämlich nicht investieren – obwohl Alibaba eines der größten Unternehmen Chinas ist.
Hongkong habe jetzt den Vorteil, dass sowohl Festlandchinesen als auch Investoren aus aller Welt in die Alibaba Group investieren können. Ein zweiter Vorteil: Mit dem Börsengang in Hongkong kann man Alibaba-Aktien jetzt rund um die Uhr handeln: Wenn die Börse in den USA schon geschlossen hat, hat die in Hongkong noch auf. Man renne also nicht mehr in die Zeitfalle, so Scheuer.