Heiko Vogel, Trainer der U23 bei Borussia Mönchengladbach, soll Schiedsrichterassistentinnen beleidigt haben – damit hat er einen Sexismus-Skandal im Fußball ausgelöst. Wir haben mit DFB-Kapitänin Alexandra Popp über die Vorfälle gesprochen.
"Frauen haben im Fußball eh nichts zu suchen!" Das soll der Trainer der U23 von Borussia Mönchengladbach, Heiko Vogel, am 30. Januar 2021 nach dem Regionalliga-Spiel gegen den SV Bergisch Gladbach zu einer Schiedsrichterassistentin gesagt haben. Das Sportgericht des Westdeutschen Fußballverbands (WDFV) hatte Vogel daraufhin wegen "unsportlichen Verhaltens" zu einer Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro und einer Sperre von zwei Meisterschaftsspielen verdonnert.
Heiko Vogel soll Frauen trainieren
Nach Vereinsaussage hat auch Borussia Mönchengladbach Vogel eine deutliche Ansage gemacht, dass dieses Verhalten inakzeptabel sei und ihn mit einer Geldstrafe belegt. Außerdem, so berichteten viele Medien, habe er die Auflage erhalten, wonach er bis zum Sommer sechs Trainingseinheiten einer Frauen- oder Mädchenmannschaft seines Clubs leiten soll. Die Aufregung in den sozialen Medien war groß – nicht nur über Vogels verbale Entgleisung, sondern vor allem über die fragwürdige Form von "Strafe". Als Reaktion darauf haben die Spielerinnen der 1. und 2. Frauenfußballbundesliga einen Offenen Brief an den DFB geschrieben.
Mittlerweile hat Borussia Mönchengladbach klargestellt, die Trainingseinheiten seien nicht Teil der Strafe gewesen, sondern ein Angebot und "Zeichen der Entschuldigung" von Heiko Vogel, um zu versöhnen.
Ob das jetzt ein Angebot ist oder nicht, mache das Ganze am Ende aber auch nicht besser, sagt Alexandra Popp, DFB-Kapitänin und Spielerin beim VfL Wolfsburg. Jemanden, der andere nicht akzeptiert, wolle man nicht an der Seitenlinie stehen haben. Außerdem ständen dort schon genug gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer.
"Ich persönlich hätte keine Lust auf ein Training mit Heiko Vogel, um ehrlich zu sein."
Bock auf ein Training mit Heiko Vogel hätte Alexandra Popp auf jeden Fall nicht, hat sie uns erzählt. Und sie glaubt, dass es den Mädels und Frauen von Borussia Mönchengladbach ähnlich geht. Denn die Spielerinnen würden bei so einem Trainer sozusagen "auf der niedrigeren Stufe stehen" und er würde weiterhin auf die Spielerinnen und Mädchen herabschauen, glaubt sie.
"Frauen stehen auf der niedrigeren Stufe"
Sie könne sich zwar schon vorstellen, dass das Training "jetzt nicht mit böser Absicht angeboten wurde". Das Angebot verändere aber eben nichts an der Tatsache, dass Frauen und Mädchen im Fußball diskriminiert würden. Darauf hätten die Spielerinnen einfach keine Lust mehr. Seit Jahren seien Frauen und Mädchen "sehr leise“ gewesen, doch damit sei jetzt Schluss. Daher sei auch der Entschluss gekommen, den öffentlichen Brief an den DFB zu verfassen.
"Wir sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, wo wir Spielerinnen das einfach nicht mehr mit uns machen lassen wollen. Jetzt reicht es halt einfach mal."
Andreas Luthe, der Torwart von Union Berlin, habe das im ZDF-Sportstudio gut beschrieben, findet Alexandra Popp: Die Trainingseinheiten kämen so rüber, als würden Frauen und Mädchen in dem Moment als Objekt dargestellt, um das Fehlverhalten des Trainers wieder auszumerzen. Und genau das sei der falsche Weg, da müsse einfach etwas anderes kommen, findet die Spielführerin der Deutschen Nationalmannschaft.
"DFB muss uns Rücken stärken"
Die Spielerinnen würden erwarten, dass jetzt auch eine deutliche Reaktion vonseiten des DFB kommt. Die Vizepräsidentin habe sich zwar inzwischen "kurzzeitig geäußert", erzählt Alexandra Popp. Das sei aber "jetzt nicht die Haltung gewesen, die wir uns versprechen". Es gehe um so wichtige Werte wie Toleranz und Respekt. "Gar nichts gegen die Vizepräsidentin, aber da erwarten wir den Chef, dass der Haltung zeigt und das Ganze dementsprechend auch angeht." Allen Spielerinnen müsse der Rücken gestärkt werden. Doch genau das passiere "noch nicht so wirklich".
Aktualisierung (23.03.2021): Inzwischen gab es einen "sehr guten Austausch" mit DFB-Präsident Fritz Keller, hat uns Alexandra Popp mitgeteilt. Dieser fand nach dem Live-Interview bei uns statt, das ihr oben auf der Seite hören könnt.
"Was ich – und ich glaube auch alle anderen Spielerinnen – gut finden würden: Wenn sich Herr Vogel auch mal in der Öffentlichkeit entschuldigen würde."
Was außerdem gut ankäme, glaubt Alexandra Popp: eine öffentliche Entschuldigung von Heiko Vogel. Persönlich habe er das nämlich bisher nicht getan, sie sei nur indirekt über Sportdirektor Max Eberl erfolgt.
Unser Aufmacherbild zeigt die DFB-Kapitänin Alexandra Popp.