Alexander Dubcek war er von 1968 bis 1969 der mächtigste Politiker der Tschechoslowakei. Er setzte sich für die Liberalisierung und Demokratisierung und einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" ein.
Die politische Führung der Tschechoslowakische Sozialistische Republik (CSSR) ist in Feierlaune, denn im Herbst 1967 steht das 50. Jubiläum der „Oktoberrevolution“ an. 50 Jahre zuvor, 1917, stürzten bolschewistische Revolutionäre um Lenin den Zaren und mit ihm ein feudalistisches Regierungssystem, das Russland in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt hatte.
Aber die tschechoslowakischen Kommunisten sind in jenen Herbsttagen des Jahres 1967 zerstritten. Tschechen hier, Slowaken dort, Reformer auf der einen, starre Stalinisten auf der anderen Seite.
Auf Seiten der Reformer hat sich Alexander Dubcek, der erste Sekretär der Kommunistischen Partei der Slowakei, einen Namen gemacht. Ihm gegenüber steht Staatspräsident Antonin Novotny. Er war für antisemitische Schauprozesse und zahlreiche Justizmorde verantwortlich, bei denen mehr als 230 Todesurteile gefällt wurden.
Reformen im slowakischen Teil
Alexander Dubcek ist nicht erst seit kurzem ein landesweit bekannter Politiker. Als Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Slowakei opponierte er gegen die Änderung des Staatsnamens durch den Zusatz "sozialistisch".
Als nach dem Tod Stalins Anfang März 1953 die sogenannte Tauwetterperiode begann und die Opfer des Stalinismus rehabilitiert wurden, wollte Dubcek auch jene slowakischen Kämpfer rehabilitiert sehen, die zwischen 1951 und 1953 hingerichtet worden waren.
Als Dubcek nach internen Machtkämpfen 1963 seine Position innerhalb der Kommunistischen Partei wieder gefestigt hatte, sorgte er im slowakischen Teil der CSSR für politische Reformen, während im tschechischen Teil des Landes alles beim Alten blieb.
Dubcek wird zum lächelnden Aushängeschild
Der Konkurrenzkampf zwischen den beiden KP-Chefs Dubcek und Novotny ist unausweichlich und mündet am 5. Januar 1968 in der Absetzung Novotnys, sein Nachfolger wird Alexander Dubcek als KP-Chef der CSSR. Mit ihm beginnt der sogenannte Prager Frühling, der als Reformbewegung den "Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ propagiert. Lächelndes Aushängeschild wird Alexander Dubcek.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Politikwissenschaftler und Autor Peter Brandt erläutert, was der „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ war und was er wollte.
- Der Osteuropa-Historiker Martin Schulze Wessel beschäftigt sich mit Zielen und Motiven des Prager Frühlings.
- Der Historiker Rüdiger Wenzke hat über die Nationale Volksarmee der DDR geforscht und erläutert deren Rolle bei der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld blickt zurück auf die Geschichte der Tschechoslowakei seit dem Münchner Abkommen vom 29. September 1938.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Felix Schledde schildert den Machtkampf zwischen Novotny und Dubcek.
- Peter Brandt erläutert, was der "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" war
- Martin Schulze-Wessel beschäftigt sich mit Zielen und Motiven des Prager Frühlings
- Rüdiger Wenzke erläutert die Rolle der Nationalen Volksarmee bei der Niederschlagung des Prager Frühlings